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Majestic Colt und Akribie sorgen für heimische Siege

International besetzte Tages-Highlights bleiben im Lande

Hannover 25. Juli 2020

Mammutprogramme waren schon vor der Corona-Pandemie so etwas wie ein kleines Markenzeichen der Neuen Bult. Mit 13 Rennen gestaltete sich das heutige sportliche Angebot bei einem weiteren „Geisterrenntag“ in Hannover allerdings noch ein wenig weiter gedehnt als üblich. Unter der Vielzahl der Leistungsprüfungen ragten zwei heraus, der Große Preis vom Gestüt Ittlingen und der Große Preis von ROSSMANN. Beide als Listenprüfungen ausgeschrieben und mit jeweils 12.500 Euro dotiert, präsentierten sie sich vor allem auch international besetzt. Erstere stand ganz im Zeichen des Gütersloher Wöhler-Quartiers, das neben dem Gewinner Majestic Colt auch den Zweiten Zerostress stellte, während Gestüt Röttgens Akribie das zweite Highlight gegen Arktis an sich brachte, sodass erfreulicherweise die beiden sportlichen Höhepunkte im Lande blieben.

Was den Großen Preis vom Gestüt Ittlingen angeht, so zeichnete sich früh ab, dass es eine Wöhler-Zweierwette werden würde. Nur wer vorne landen sollte und wer auf dem Ehrenplatz, das war längst noch nicht ausgemacht, als sich der erstmals mit Scheuklappen aufgebotene und gleich vorne gehende Zerostress in Richtung Außenrails bewegte und der unterdessen nachrückende Majestic Colt immer besser in Position kam. Überraschenderweise sollte er der einzig ernstzunehmende Konkurrent für Zerostress werden.

Zu guter Letzt setzte sich dann auch Stalljockey Bauyrzhan Murzabayev auf dem ohnehin formstärkeren Majestic Colt mit einer halben Länge durch, und sowohl der Reiter als auch Andreas Wöhler hoben nach dem 1.400-Meter-Sprint noch einmal das große Herz des immer etwas üppig daherkommenden Gewinners hervor. Daneben hatte dem Betreuer so vieler früherer und aktueller Cracks genauso die „Blinkers-Premiere“ von Zerostress gefallen und er zugleich keinen Hehl daraus gemacht, dass er von dessen Auftritt zuvor in Hamburg einigermaßen enttäuscht gewesen sei.

Die Dominanz des Wöhler-Pärchen dokumentierte sich nicht zuletzt auch in den fünfeinhalb Längen Vorsprung vor Power Jack, einem 25,2:1-Außenseiter, der knapp vor Call me Mister den dritten Rang verteidigte. Doch auch Belle Anglaise und More No Never waren für einen Geldpreis nicht weit zurück, während die aus Frankreich angereiste Silent Wave so gut wie keinen ernsthaften Moment für sich verbuchen konnte.

Akribie vor Arktis – zwei Schimmel unter sich

Ein ähnliches Schicksal wie Silent Wave widerfuhr dann auch der mit riesigen Vorschusslorbeeren nach Hannover gekommenen Engländerin Brassica, die als 1,9-Favoritin im Großen Preis von ROSSMANN augenscheinlich einen rabenschwarzen Tag erwischte und schon kurz nach Erreichen der Geraden komplett aus der Partie war. Umso mehr konzentrierte sich alles auf die von Beginn an vorne galoppierende Röttgenerin Akribie, die von Maxim Pecheur bestens bei Laune gehalten wurde und hart an den Rails ihren Strich stetig weiterging. Doch damit aber kaum schon im rettenden Hafen angelangt schien, da auf einmal Arktis gewaltig Druck aufbaute und Meter um Meter näherkam.

Zwei Schimmel also im Endkampf - wie schon vor vier Wochen, als beide bereits ein hannoversches Listenrennen unter sich ausmachten. Damals war indes alles zugunsten von Arktis ausgegangen, woher auch die zwei Kilo mehr resultierten, die ihr Reiter nun mehr auszuwiegen hatte. Und die natürlich die Chancen von Akribie auf eine erfolgreiche Revanche erhöht hatten, was die Reliable Man-Tochter konsequent nutzte und stets eine halbe Länge Vorteil behielt. Gut verkaufte sich hinter beiden Hauptdarstellerinnen zudem Candy Crash als Dritte; auch Queen Josephine holte sich noch Geld, da sie vor Perfect Pitch den vierten Platz behauptete. Wie Trainer Markus Klug anschließend sagte, könne er sich auch einen künftigen Start von Akribie in Frankreich durchaus vorstellen. Er und Maxim Pecheur zählten, als auf der Neuen Bult nach dem letzten Rennen Bilanz gezogen wurde, ja ohnehin zu den Großgewinnern eines Renntages, der neben den beiden Hauptrennen überdies noch ein paar weitere sportliche Leckerbissen zu bieten hatte.

Schon Klug-Doppel zum Auftakt

Wie beispielsweise die beiden Prüfungen für die Zweijährigen gleich zu Beginn und zu noch früher Stunde. Recht beeindruckend debütierte dabei Holger Renz‘ Reliable Man-Sohn Flitsch unter Michael Cadeddu im Preis vom Gestüt Brümmerhof. Trotz eines, wie sein Trainer Markus Klug sagte, vielleicht halben Zentners zu viel auf den Rippen kam er Start-Ziel leicht hin und ließ weder seiner Trainingsgefährtin Diadora noch Danelo eine Chance.

Dass die junge Kavallerie von Markus Klug in dieser Saison besonders gut aus den Startlöchern gekommen ist, zeigte sich gleich anschließend ein weiters Mal im ROSSMANN-Cup, der einmal mehr die Renz-Rennfarben vorne sah. Diesmal allerdings die von Frau Dr. Alexandra Margarete Renz, die gleichzeitig Züchterin der ebenfalls debütierenden Gewinnerin Marlar ist. Einer Kallisto-Tochter und Halbschwester keines Geringeren als des Top-Meilers Millowitsch, der wie Marlars Vater zur Beschäler-Crew im Gestüt Röttgen zählt. Knapp, am Ende aber doch recht sicher „knippste“ Marlar in der Hand von Maxim Pecheur die lange wie die vermeintliche Siegerin gehende Favoritin Peaches noch mit einem Halsvorteil weg, während Novemba dahinter als solide Dritte ohne Siegchance über die Linie ging.

Dass es bei der Reiterin Sybille Vogt zurzeit ebenfalls wie am Schnürchen läuft, bestätigte sich heute einmal mehr im Preis von WETTSTAR.de, in dem die Schweizerin ihren diesjährigen 20. Erfolg hierzulande sicherstellte, nachdem sie mit dem Wallach Innis im ersten Handicap auf der Karte ganz und gar auf Offensive gesetzt hatte. Mit dieser Taktik lag sie goldrichtig, denn sowohl der Favorit Busted Ice und der nicht ganz glückliche Amazing Star auf den nächsten Plätzen fanden nie ein geeignetes Mittel dagegen. Natürlich sehr zur Freude von Innis‘ Besitzers Steffen Molks und seiner Trainerin Sarka Schütz.

Der pferdewetten.de-Cup für bis dato sieglose Starter wurde direkt danach Beute von Gestüt Schlenderhans Mondial Dancer. „Ab die Post“ oder so ähnlich schien sich dessen Reiter Maxim Pecheur gedacht zu haben. Er ließ den vierjährigen Wiener Walzer-Sohn nämlich marschieren, was das Zeug hielt, und sicherte sich gleichzeitig seinen zweiten Tagessieg. Für Mondial Dancers Trainer Werner Haustein dürfte dieser Erfolg sogar einen ganz besonderen Stellenwert besitzen, war es doch sein erster Sieg für Schlenderhans Rennstall, der vor nicht allzu langer Zeit eine Dependance in seinem Bremer Quartier eröffnet hat. Was vom 1,8:1-Favoriten in Zukunft noch kommen wird, bleibt abzuwarten. Doch scheint die sprichwörtliche „Luft nach oben“ durchaus vorhanden zu sein. Was indes genauso für die Platzierten gelten darf. Die heute erst debütierenden Alcatraz und Charlyne ließen selbst im Schatten des Siegers nämlich bereits erkennen, dass beide Vierjährige keinesfalls noch allzu lange sieglos bleiben werden.

Das Thema, noch ohne Sieg zu sein, hatte sich im Übrigen für die dreijährige Stute Queen’s Crown schon heute im betbird.com-Cup schnell erledigt. Die von Andreas Wöhler für Jaber Abdullah betreute und wieder von Bauyrzhan Murzabayev gesteuerte Helmet-Tochter erschien ebenfalls sofort nach dem Start an der Spitze, welche sie dann letztendlich auch nicht mehr abgeben musste. Nichtsdestotrotz wusste Aspen Girl als Zweite zu gefallen, wie auch der drittplatzierte Shano mit einer bemerkenswerten Steigerung erstmals auf sich aufmerksam machte.

Ausgleich II geht nach Hoppegarten

Ihr Heil in der Flucht suchte ebenso die Stute Maya im WETTSTAR.de-Sommerpreis. Aber für die von Sarka Schütz für Mary-Ann Hänisch gesattelte Campanologist-Tochter hätte es bei ihrem zweiten Saisonstart kaum noch einen Meter weiter sein dürfen. Und folglich hatte natürlich André Best in ihrem Sattel den immer näher kommenden Atem der Verfolger längst vernommen. So knapp es am Ende – Kopf, dreiviertel Länge – auch wurde, das Ziel stand für die Gaststute aus Hoppegarten genau richtig. Weder die Lokalmatadore Bishapur und Anno Mio, die beide mächtig aufdrehten, noch die keineswegs weit dahinter angreifenden Crushing Power oder Macan vermochten im besten Ausgleich des Programms das Blatt noch zu wenden und damit den zweiten Tageserfolg von Mayas Betreuerin zu vereiteln.

Ihre in Neuenhagen beheimatete Kollegin Eva Fabianova stand ihr dann etwas später im sportwetten.de-Cup um nichts nach. Ihre von René Piechulek gerittene Pflegebefohlene Gaja gewann für den Stall Germanus zwar knapp, aber in doch einem recht guten Stil gegen Nada mas. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Ruler Of The World-Tochter erst ihren zweiten Start absolvierte, ist die Annahme, dass da noch einiges mehr erwartet werden kann, keineswegs allzu verwegen. Nicht schlecht verkaufte sich außerdem die Debütantin Wild Night, selbst wenn sie als Dritte ihrem Status als Bahnfavoritin kaum schon gerecht werden konnte.

Immer wieder Renz

Bei den Zweijährigen aus dem Lot von Markus Klug war es für die Familie Renz ja zu Beginn der Veranstaltung schon riesig gelaufen. Ein paar Stunden später, im WETTSTAR.de-Cup, kam dann auch noch die hannoversche Abteilung des Renz-Rennstalles zum Zuge. Und zwar mit Mariechen, einer von Sommerabend stammenden Halbschwester von Marlar, die von Bohumil Nedorostek vorbereitet wird. Wie Jockey Alex Pietsch nach dem Rennen zu Protokoll gab, war es nicht unbedingt seine Absicht, gleich die Führung zu ergattern. Da aber keiner seiner Kollegen daran Interesse hatte, nahm er das Angebot an. Und er konnte vorne schalten und walten, wie er wollte, dies sogar bis ins Ziel. Vor allem Iringa, Medowsweet und Lips Eagle, die in dieser Reihenfolge auf den nächsten Plätzen einkamen, ließen nichts unversucht, was am Ende jedoch nur Relevanz für die Plätze besaß und vorne rein gar nichts mehr veränderte.

Viererwette mächtig umkämpft

Im pferdewetten.de-Gorilla Millions Cup, dem Rennen mit der Viererwette, blieb hingegen länger alles offen, nachdem das kopfstarke Feld eingangs zur Geraden in beeindruckender Breite ausfächerte. Erst in der Distanz schälten sich die späteren Protagonisten zunehmend heraus. Allen voran machte die Außenseiterin Ten Quid mit zunehmender Distanz auf sich aufmerksam, wobei die von Sybille Vogt fein in Position gebrachte Sea The Moon-Tochter aus dem Lot der Neuenhagener Trainerin Friederike Schloms ihre einmal eroberte Führung nicht mehr preisgab, obwohl Morning Claire, eine weitere Außenseiterin, bis zuletzt hartnäckig dranblieb. Keineswegs allzu weit geschlagen zudem Ragazza auf Platz drei sowie Colorado Sun, der Vierter wurde. Selbst Lottaria, Oriental Princess und Ice Man, der 2,6:1-Favorit, folgten auf den weiteren Plätzen keinesfalls übermäßig weit zurück. Wie auch Idolo als Achter noch gut im Bild war.

In des Großvaters Fußstapfen

Amina Mathony, Enkelin des unvergessenen Jockeys Uwe Mathony, lieferte im pferdewetten.de – Pool & The Gang Cup auf der Stute Chesnee einen Ritt, an dem der Opa seine helle Freude gehabt haben dürfte. Vor allem, als sie gegenüber hart innen die sich eröffnende Chance nutzte, schnell und ohne großen Aufwand einige Positionen gutzumachen, um dann im Einlauf resolut das Heft in die Hand zu nehmen. Zwar verkürzten Igneo, Akua’maria und Vendetta im weiteren Verlauf der Geraden noch den Abstand, doch entlockte die junge Reiterin der Rip Van Winkle-Tochter im Besitz von Aleksej Luft, der zugleich als Trainer der Vierjährigen zeichnet, immer wieder neue Reserven und ließ am Ende Igneo, den unermüdlichsten aller Angreifer, noch mit einer dreiviertel Länge abblitzen.

Völlig zu Recht hatte sich Maxim Pecheur vor der den Renntag abschließenden Rossmann-Trophy optimistisch über die Möglichkeiten der fünfjährigen Alma Mater geäußert, die ihm dann auch den vierten Tagestreffer bescherte, während Alma Maters Trainer Bohumil Nedorostek nach dem Erfolg mit Mariechen zum zweiten Mal zur Siegerehrung gerufen wurde. Für die von ihrem Besitzer Knut Kaufmann gezogene Tochter des Kalatos-Sohnes Dingo wurde der heutige Treffer sogar bereits der dritte in dieser Saison. Und wie es aussah, muss es nicht der letzte gewesen sein. Selbst wenn der Abstand zum zweitplatzierten Wissam, der sich unter Höchstgewicht teuer verkaufte, lediglich eine dreiviertel Länge betrug, so brauchte der Anhang von Alma Mater keine Sekunde zu zittern, dass da noch etwas schiefgehen könnte. Nordinsky kam für mehr als Platz drei eigentlich nie in Frage, und auch der dreijährige San Remo sowie die gleichaltrige Golina, zuletzt auf den Plätzen vier und fünf, hatten mit der Endabrechnung nie etwas zu tun.