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Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

Wohin mit dem Fürstenberg-Rennen?

21. Juli 2021

Das Fürstenberg-Rennen, eine Prüfung, die seit 140 Jahren gelaufen wird und in dessen Siegerliste Galopp-Legenden wie Oleander, Alba, Lombard, Lirung und sogar der Arc-Sieger Carroll House zu finden sind, hat, seitdem es nicht mehr im Programm der Großen Woche von Baden-Baden steht, Austragungort und Charakter so oft verändert, dass es nicht mehr wiederzuerkennen ist.

Nach Düsseldorf, Krefeld und Hannover hat es seine (vorläufige?) Heimat in Hoppegarten gefunden, wo es am Sonntag als Dreamgirl Fürstenberg-Rennen zum zweiten Mal gelaufen wurde. Die Terminwahl kann nur als äußerst unglücklich bezeichnet werden. Im Derby sind vor 14 Tagen nicht weniger als 16 Dreijährige gelaufen, die danach ein Rating zwischen 88 kg und 93,5 kg aufzuweisen hatten, also genau diejenige Kundschaft, für die ein Rennen wie das Fürstenberg-Rennen eigentlich da ist, die aber durch die neue Terminierung praktisch ausgeschlossen wird. Im Vorjahr fand das Fürstenberg-Rennen am 9. August statt, als Ersatz für den auf den 3. Oktober verschobenen Großen Preis von Berlin, der diesmal aber wieder auf seinen angestammten Platz zurückkehrt. Bei so einer Konstellation macht ein Fürstenberg-Rennen über 2400 Meter, eingeklemmt zwischen Derby und Großen Preis von Berlin, keinen rechten Sinn. Nachdem Quebueno als einziger Dreijähriger im Feld auch noch vom Start verwiesen wurde, verlor das Rennen auch noch seinen Reiz als Jahrgangsvergleich.

Da keiner der sechs verbliebenen Kandidaten zuvor ein Grupperennen gewonnen hatte, musste einem diese Ehre zwangsläufig zufallen. Dass es Adrian wurde, war keine Überraschung. Der Derbysiebte des Vorjahres konnte in diesem Jahr schon als Sieger im Grand Prix Aufgalopp überzeugen und zeigte auch in Lyon bei seinem dritten Platz eine ansprechende Leistung. Aufgrund der geschilderten Konstellation konnte es natürlich kein Rating-Feuerwerk geben, mehr als 91 kg für den Sieger, gerechnet über die die zuverlässige Deia, die Dritte wurde, gibt dieses Fürstenberg-Rennen nicht her. Die wahren Cracks werden – hoffentlich – in elf Tagen an gleicher Stelle im Longines Großen Preis von Berlin antreten. Sunny Queen, Dolcetto und Imi sind schon jetzt als Vorstarter angegeben. Torquator Tasso soll auch laufen und in England werden Überlegungen angestellt mit Alpinista kommen, für die schon im Vorjahr lange der Henkel Preis der Diana in Aussicht genommen war. Sie steht derzeit bei der respektvollen Marke von 96,5 kg.


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Nomen est omen - der Name sagt alles. Rennpferde sollen rennen, das ist ihr Job. Ein Rennpferd, das hat die Wissenschaft herausgefunden, braucht im Allgemeinen zwei bis vier Wochen, um sich von den Anstrengungen eines Rennens erholt zu haben, danach könnte es mit frischen Kräften wieder an den Start gehen. Doch gerade mit Spitzenpferden werden häufiger als das früher der Fall war längere Pausen eingelegt, ohne dass hierfür ein plausibler Grund an die Öffentlichkeit dringt. Derbysieger Sisfahan zum Beispiel soll als nächstes im Großen Preis von Baden laufen. Das ist nun endgültig beschlossen, für den Großen Preis von Berlin am 8. August wurde er gestrichen. Da Trainer und Besitzer am nächsten am Pferd sind, nehme ich mal an, dass das die beste Entscheidung für das Pferd ist. Obwohl, für mich als Außenstehenden, nicht ganz plausibel ist, warum ein Pferd wie Sisfahan, das sich auf dem Höhepunkt seiner Form befindet, das Derby, wie man hört, bestens verkraftet hat und das bei bisher vier Lebensstarts auch noch nicht übermäßig strapaziert erscheint, eine Rennpause bis zum 4. September einlegen muss. Das wären dann neun Wochen.

Es ist wohl ein Zeichen der Zeit, Rennpferde der besten Klasse vorsichtiger zu managen und seltener einzusetzen als noch vor Jahr und Tag und man hat fast den Eindruck, als wäre die Angst vor einer Niederlage heute größer geworden. Ich habe noch gesehen, dass der von Heinz Jentzsch trainierte Schlenderhaner Alpenkönig nach seinem Derbysieg 1970 jeweils im Abstand von drei Wochen erst den Großen Preis von Nordrhein-Westfalen, danach den Aral-Pokal und schließlich den Großen Preis von Baden gewonnen hat. Das gleiche ist Mondrian 1989 gelungen, er ist zudem noch im Preis von Europa angetreten und wurde dort Zweiter. Vor vergleichbare Aufgaben wird heute kaum noch ein Pferd gestellt. Für das Publikum ist das schade, denn solange Pferde nicht laufen, können sie auch nicht gewinnen und populär werden. Von den 50 Derbysiegern seit Alpenkönig sind 28 im selben Jahr auch im Großen Preis von Baden gelaufen, sieben davon haben gewonnen: Athenagoras, Marduk, Mondrian, Lando, Borgia, Samum und Kamsin. Davon ist nur Samum zwischen Derby und Großen Preis nicht gelaufen.

Der Handicapper Blog macht eine kleine Pause und erscheint das nächste Mal am 4. August

Deutscher Galopp

Die neue Marke Deutscher Galopp (ehemals GERMAN RACING) bildet die große Dachmarke, unter der spannende Pferderennen und stimmungsvolle Veranstaltungen auf den deutschen Rennbahnen stattfinden. Gleichzeitig fungiert die Marke als Oberbegriff für den Galopprennsport in Deutschland.

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