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So geht Trainerin Sarah Steinberg mit der Corona-Situation um

„Es wäre sehr wichtig, dass der Rennbetrieb im Mai wieder losgehen kann“

München 6. April 2020

Sie ist eine der größten Aufsteigerinnen der Trainer-Szene in Deutschland: Sarah Steinberg (31) gewann innerhalb kürzester Zeit schon 75 Rennen, darunter mehrere Top-Events im In- und Ausland. Insbesondere mit den Pferden von Schlafmöbel-Unternehmer Hans-Gerd Wernicke (Stall Salzburg), der ihren Münchener Stall betreibt, Jahr für Jahr mit großen Investitionen für neue Pferde aufwartet und ihr volles Vertrauen schenkt, sorgte sie für Furore.

Deutscher Galopp führte mit Sarah Steinberg ein kurzes Interview zur aktuellen Corona-Situation und ihren Plänen für 2020.

Deutscher Galopp: Wegen des Corona-Virus ruht aktuell der Rennsport in Deutschland und in den meisten anderen Ländern. Wie gehen Sie mit dieser Situation um, die ja sicherlich auch für Sie ein absolutes Novum ist?

Sarah Steinberg: Natürlich ist es eine schwierige Situation. Ich versuche einfach, ruhig zu bleiben. Hektik bringt jetzt keinem etwas, auch wenn momentan noch nicht genau abzusehen ist, an welchem Datum es weitergehen kann. Ich hoffe, dass die Zahl der Infizierten sich bald stabilisiert und der Rennbetrieb wieder beginnen kann. Bis dahin ist es wichtig, das Personal auf die aktuelle Situation zu sensibilisieren. Schließlich halten sie den Stall und das Training am Laufen. Ich hoffe, in den nächsten ein bis zwei Wochen ist absehbar, wie und in welcher Form Rennen veranstaltet werden können.


Deutscher Galopp: Welche Auswirkungen hat das Fehlen der Rennen auf das Training? Haben Sie die Vorbereitung der Pferde verändert?

Sarah Steinberg: Die Basis des Trainings bleibt gleich. Die Pferde, die schon startfertig waren, werden weiterhin fit gehalten. Die Galopps sind aber deutlich reduzierter. Die Nachzügler versuche ich natürlich auf den Stand der Anderen zu bringen. Für die Zweijährigen spielt der verspätete Saisonstart keine Rolle, da diese sowieso erst in der zweiten Jahreshälfte an den Ablauf kommen.


„Wir legen viel Wert auf die Sicherheitsmaßnahmen im Stall“


Deutscher Galopp: Wie können Sie in der Morgenarbeit die Sicherheitsmaßnahmen einhalten? Wie sicher ist das Arbeiten im Rennstall derzeit?

Sarah Steinberg: Wir legen viel Wert auf die Sicherheitsmaßnahmen im Stall. Zu Beginn der Krise wurde das Personal im Stall ausgiebig informiert und mit Desinfektionsmittel versorgt. Auf sorgfältiges Händewaschen lege ich Wert. Abstand halten ist selbstverständlich. Gemeinsames Zusammensitzen fällt in dieser Zeit flach. Zudem wurde das Personal auch über Sicherheitsmaßnahmen im Alltag, zum Beispiel beim Einkaufen, informiert. Da wir in Bayern ja schon eine Weile Ausgangssperre haben, grenzt es das Risiko für eine Ansteckung des Personals deutlich ein.
Das Arbeiten im Rennstall bringt immer ein gewisses Risiko mit sich. Natürlich achtet man vermehrt auf Sicherheit beim Reiten und im Umgang mit dem Pferd.


Deutscher Galopp: Wie läuft die Abstimmung mit den anderen Trainern, um sich morgens „aus dem Weg zu gehen“?

Sarah Steinberg: Es ist in München nicht schwer, sich aus dem Weg zu gehen. Wir haben nicht sehr viele Pferde. Selten kommt man sich mit den anderen Trainern in die Quere. Kontakt gibt es so gut wie keinen. Wir Trainer sprechen uns über Wichtiges in unserer Trainergruppe bei WhatsApp ab.


Deutscher Galopp: Wie müssten und würden Sie reagieren, wenn einer oder mehrere der Mitarbeiter positiv getestet würden?

Sarah Steinberg: Das wäre natürlich eine Katastrophe. Der Trainingsbetrieb müsste quasi eingestellt werden. Würde dieser Fall eintreten, wäre nur eine Grundversorgung der Pferde möglich.
Das heißt Misten, Füttern und Führmaschine mit stark eingeschränktem Personal, um Kontakt zu vermeiden, Einteilung in kleine Gruppen. Der Stall würde somit in Quarantäne gehen.


Deutscher Galopp: Wie sehen Ihre Besitzer die aktuelle Lage? Verstärkt sich der Druck auf die Trainerin?

Sarah Steinberg: Meine Besitzer sind sehr ruhig und vernünftig. Momentan Druck zu machen würde auch nichts bringen, da ich an der Situation nichts ändern kann. Der Druck wird kommen, wenn die ersten Renntage wieder im Kalender stehen. Alle mussten lange warten und jeder will ja dann auch Rennen gewinnen.


Hoffnung auf Mai


Deutscher Galopp: Wie wichtig wäre es, dass der Rennbetrieb im Mai in Deutschland wieder losgehen kann?

Sarah Steinberg: Es wäre sehr wichtig, dass der Rennbetrieb im Mai wieder losgehen kann. Dafür muss aber die ganze Wirtschaft wieder angekurbelt werden. Viele befinden sich in einer schweren finanziellen Lage. Ein Rennpferd muss auch unterhalten werden. Das geht nur, wenn die Unternehmen der meisten Besitzer wieder in Betrieb genommen werden. Mit Sicherheit wird der Rennsport auch einige Besitzer verlieren, die den Shutdown nicht länger aussitzen können.


Deutscher Galopp: Wie würde sich ein eventuelles Verbot von Auslandsstarts auswirken?

Sarah Steinberg: Das bedeutet natürlich eine erhebliche Einbuße der Gewinne. Zudem war auch der Plan, im Ausland in Listen- und Grupperennen zu starten. Man muss nach vernünftigen Alternativen für die Pferde suchen. Auch für die Pferde, die Marken in Frankreich haben, ist es von Nachteil. Nach zwei Starts außerhalb von Frankreich verlieren die Pferde ihre Startberechtigung. Man muss sich wieder in Verkaufsrennen oder den raren Altersgewichtsrennen qualifizieren.


Hohe Ambitionen mit Quest the Moon


Deutscher Galopp: Wechseln wir zu positiveren Themen: Was sind Ihre Hoffnungsträger für diese Saison?

Sarah Steinberg: In diesem Jahr hätten wir schon einige Pferde, auf die Hoffnung besteht. Quest the Moon ist natürlich der Hoffnungsträger und sollte eigentlich in Frankreich beginnen. Ich hoffe, Fearless King hat den entsprechenden Satz gemacht und sich weiterentwickelt. Meinung war immer da. Auf dem Plan stand für ihn das Bavarian Classic. The Way of Bonnie macht einen tollen Eindruck und soll weiterhin Black Type in den Steherrennen in Deutschland sammeln. Mit etwas Glück kann auch Wai Key Star wieder im Dallmayr-Preis mitmischen.

Bei den Stuten ist definitiv Zamrud unsere Hoffnungsträgerin. Sie sollte eigentlich an Ostern in Hoppegarten beginnen, um danach in den Diana-Trial zu gehen. Wie die Planung hier aussieht und was wann möglich ist, wird sich zeigen. Auch Americana soll in diesem Jahr möglichst Black Type holen.


Deutscher Galopp: Wie schützen Sie sich im normalen Leben vor Corona? Wie hat sich Ihr Leben aktuell verändert?

Sarah Steinberg: Mein Leben hat sich nicht groß verändert. Da ich sowieso nur daheim oder im Stall bin, habe ich auch durch die Ausgangsperre keine Einschränkung. Vorsichtsmaßnahmen sind selbstverständlich. Ich bleibe zu Hause. Die Reisen und die Rennen fehlen aber schon. Schließlich möchte man natürlich auch die Ergebnisse der geleisteten Arbeit sehen.


Deutscher Galopp: Wie intensiv verfolgen Sie die Nachrichten derzeit?

Sarah Steinberg: Momentan doch sehr intensiv. Man verfolgt die Entwicklung in Europa ganz genau. Jede positive Nachricht macht Hoffnung auf ein baldiges Ende bzw. Lockerung der Einschränkungen.


Deutscher Galopp: Was wünschen Sie sich und anderen aus Ihrem Umfeld am meisten?

Sarah Steinberg: Ich wünsche mir, dass alle in meinem Umfeld gesund bleiben und Ruhe bewahren. Von einigen wünscht man sich mehr Rücksicht und eine bessere Einhaltung der momentanen Einschränkungen. Nur wenn wir alle nicht nur an uns denken, kann es besser werden. Wir sitzen alle im gleichen Boot und wollen einen schnellen Neustart. Also einfach mal ein wenig zurückstecken und durchhalten.