Login
Online-Service
Schliessen
Login

Französin Lucky Lycra die „Glücklichere“ im packenden Stuten-Duell

Strahlender „Mondaufgang“ in Hannover: Wonderful Moon zurück auf der Siegerstraße

Hannover 25. Oktober 2020

Der Renntag der Gestüte mit einem erlesenen Programm von elf Leistungsprüfungen bildete das große Saisonfinale am Sonntag auf der Galopprennbahn in Hannover. Zwei Grupperennen ragten heraus. Zurück auf der Siegerstraße war der diesjährige Derby-Favorit Wonderful Moon im Großen Preis der Besitzervereinigung (Gruppe III, 27.500 Euro, 2.000 m).

Der von Andrasch Starke gerittene und von Henk Grewe in Köln trainierte dreijährige Sea The Moon-Sohn aus der Zucht des Gestüts Görlsdorf erfüllte in den Farben des Stalles Wasserfreunde als 2:1-Favorit die hohen Erwartungen vollauf. In großer Manier ging Wonderful Moon mit vier Längen Vorsprung von der Spitze aus von den sieben Gegnern weg und stand schon weit vor der Ziellinie als Gewinner fest. Der vierte Gruppe-Sieg des Klassehengstes war gleichzeitig beim neunten Start der fünfte Erfolg seiner Laufbahn. 16.000 Euro gab es als Siegprämie. 136.100 Euro beträgt nun seine Gewinnsumme. Nur im Derby, in dem er Fünfter wurde, war ihm die Distanz von 2.400 Metern zu weit geworden.

Stall Grafenbergs Dato gehörte in äußerer Spur stets dem Vordertreffen an und eroberte bei seiner besten Karriereleistung Platz zwei vor Enjoy The Moon, der an der Innenseite stets groß mitmischte. Itobo holte sich deutlicher zurück Platz vier vor dem aus guter Lage nicht weiterkommenden Sahib’s Joy, dem aus hinteren Regionen nie wegkommenden Wai Key Star, sowie den chancenlosen Walsingham und Sharoka.

Siegreiter Andrasch Starke sagte: „Ich bin so glücklich, dass Wonderful Moon wieder da ist. Er trug vor dem Derby so viele Lorbeeren, war aber im Sommer nicht das Pferd wie sonst. Wir haben immer an ihn geglaubt. Die Art und Weise, wie er nach Hause gecantert ist, war sehr stark. Mein Kompliment an das Team und den Trainer. Ich habe mit ihm gleich die Spitze übernommen. Mit gespitzten Ohren ist er immer weiter galoppiert. Im Schlussbogen gab es Druck, aber er hat sofort reagiert. Ich habe heute jederzeit eine Antwort von ihm bekommen. Er hat sich spielerisch leicht gelöst.“

Trainer Henk Grewe fügte hinzu: „Das war eine tolle Vorstellung. Wonderful Moon ist wieder da, wo er hingehört. Für mich ist das ein emotionaler Moment. Eine tolle Leistung meines Teams.“

Ein hochspannendes Duell bis zur Ziellinie prägte den Großen Preis der Mehl-Mülhens-Stiftung (Gruppe III, 27.500 Euro, 2.200 m). Nach einem riesigen Kampf verteidigte die in Frankreich von Francois Rohaut für Katar-Scheich Al Thani (Al Shaqab Racing) vorbereitete vierjährige Stute Lucky Lycra mit Jockey Thomas Trullier als 22,8:1-Außenseiterin einen hauchdünnen Vorteil gegen die immer näher kommende Favoritin Sunny Queen.

Trotz einer Pause seit Juli präsentierte sich die Olympic Glory-Tochter Lucky Lycra, die beim zwölften Start ihr drittes Rennen gewann, in absoluter Höchstform und schaffte ihr Karriere-Highlight. Dass die 16.000 Euro Siegbörse nach Frankreich gehen würden, ist zu einem großen Teil ihrem Reiter Thomas Trullier zu verdanken, der sofort die Spitze übernommen hatte und es verstand, die Lady immer wieder neu zu motivieren.

„Das war ein Rennen mit sehr vielen guten Stuten, aber es ging für uns alles glatt“, bilanzierte Thomas Trullier. „Ich war mir im Ziel sicher, dass ich mit Lucky Lycra gewonnen hatte.“

Sunny Queen stürmte vom letzten Platz im Schlussbogen innen an die zweite Stelle und schien die Gegnerin noch verdrängen zu können, aber der Zielpfosten stand einen Tick zu früh für die Favoritin, die nur mit einem kurzen Kopf das Gruppe-Doppel für Andrasch Starke und Henk Grewe verpasste. „Es ist natürlich ärgerlich, dass wir so knapp geschlagen waren. Auf dem Video sah es so aus, als ob wir gewonnen hätten“, meinte Trainer Henk Grewe.

Snow machte aus hinteren Gefilden noch viel Boden gut, die Görlsdorferin hielt sich mit Amazone Sibylle Vogt als Dritte ausgezeichnet vor Episodia, einer weiteren Französin, die stets mitgemischt hatte.

Belcarra mit viel Selbstvertrauen

In einem packenden Finale klang das Sea The Moon-Rennen (Listenrennen, 12.500 Euro, 1.400 m) für zweijährige Stuten aus. Ulrich Zerraths Belcarra (7,7:1) aus dem Stall von Markus Klug, die bei ihrem Debüt hier Anfang des Monats schon sehr gut gelaufen war, schaffte mit einem großen Speedwirbel unter Maxim Pecheur noch die Wende und ihren ersten Karrieretreffer.

Lange schien Libre, Belcarras Bezwingerin vom 4. Oktober, ihrer Favoritenrolle gerecht werden zu können. An der Spitze wurde sie auf der Zielgeraden ganz nach außen beordert, wo sie lange beschleunigte, doch das dürfte etwas Kraft gekostet haben, und auf den letzten Metern ging es nicht mehr weiter. Sie musste mit Platz vier vorlieb nehmen. Belcarra hatte schließlich den stärksten Drive vor der ebenfalls heranfliegenden Außenseiterin Nottingham, die nach Spurwechsel mächtig aufdrehte, und Dibujaba, die innen stets gefährlich wirkte.

„Ich kenne Belcarra sehr gut aus der Arbeit, denn dort habe ich sie oft geritten“, versicherte Jockey Maxim Pecheur. „Beim Debüt habe ich gesehen, dass wir die Gegnerin nicht mehr stellen konnten, daher habe ich sie damals nicht zu sehr gefordert. Sie hatte nun viel gelernt, ist reifer geworden. Belcarra ist eine sehr ruhige Stute mit viel Selbstvertrauen und hat bis zuletzt gekämpft.“

Trainer Markus Klug kommentierte: „Wir wären mit einer Platzierung zufrieden gewesen. Dass es großes Black Type geworden ist, freut mich sehr, auch für den Besitzer, der erst seit diesem Jahr Pferde bei mir hat. Belcarra wurde bei einer Breeze-up-Auktion in England gekauft und konnte bisher nicht besser abschneiden.“ Helmut Kappes hatte die Stute ausgesucht.

Murzabayevs vierter Coup mit Majestic Colt

Im Großen Preis der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Listenrennen, 12.500 Euro, 1.400 m) wartete der in Überform agierende Bauyrzhan Murzabayev mit seinem vierten Tagessieg auf. Auf dem von Andreas Wöhler für Jaber Abdullah aus Dubai trainierten 2:1-Favoriten Majestic Colt bewies der Champion erneut seine ganze Klasse und bescherte dem fünfjährigen Clodovil-Sohn den vierten Listen-Treffer und siebten Sieg seiner Laufbahn.

Ganz außen überlief Majestic Colt noch den nie nachlassenden Außenseiter Sugar Daddy und die im Schlussbogen nach vorne beorderte Desobeissance, die am Toto ebenfalls kaum beachtet worden und einen sehr guten Einstand für Trainer Henk Grewe gab. Von den stärker gewetteten Song of Life und Light Blush ging bald keine Gefahr mehr aus.

Bauyrzhan Murzabayevs erstes Statement: „Majestic Colt ist eines meiner Lieblingspferde, ein Profi und Riesenkämpfer.“

Turandot zu Riesenquote klar voraus

Das erlebt man auch nicht alle Tage - eine Siegquote von 17,7:1 auf ein Pferd aus dem Erfolgsstall von Peter Schiergen. Doch die zweijährige Stute Turandot präsentierte sich in einem 1.750 Meter-Rennen gegenüber ihren bisherigen beiden Auftritten deutlich gefördert und dominierte mit Wladimir Panov Start-Ziel vor Atyllus und Wonderful Starlet. Die Nennung für den Henkel – Preis der Diana scheint ihre volle Berechtigung zu haben. „Die Stute besaß schon Erfahrung und hat das heute wie ein Profi gemacht. Ich sollte sie ungestört galoppieren lassen“, berichtete Panov.

Sea Shepherd in großem Stil

Bei ihrem Debüt in Iffezheim war Sea Spepherd als Favoritin Vierte geworden, doch die Sea The Stars-Tochter, die Jean-Pierre Dubois als Jährling für 190.000 Euro bei der BBAG-Auktion vom Gestüt Wittekindshof erworben hatte, steigerte sich nun enorm. In einem 1.600 Meter-Rennen löste sich die von Andreas Wöhler trainierte Stute als 3,6:1-Chance noch klar von der Konkurrenz.

Das Münchener Auktionsrennen könnte das nächste Ziel sein für die ebenfalls in der Diana 2021 genannte zweijährige Pferdedame. „Wir hatten ein ideales Rennen. Vorne war es etwas unruhig, daher bin ich nicht gleich mitgegangen. Sie hat das toll gelöst“, sagte Jockey Bauyrzhan Murzabayev. Starke Endgeschwindigkeit entwickelte Sophie Katharina als Zweite vor Sejana.

Beim dritten Versuch der erste Treffer – das war die Losung bei UNIA Racings Groupie (6,4:1), die für die Mülheimer Trainerin Yasmin Almenräder mit Jockey Bauyrzhan Murzabayev Tayfun und Magical Lips in Schach hielt.

Emotionale Verabschiedung von Hans-Jürgen Gröschel

Hans-Jürgen Gröschel (77), Erfolgstrainer aus Hannover, der zum Saisonende seine große Karriere beenden wird, wurde auf seiner Heimatbahn gebührend verabschiedet. Präsident Gregor Baum, der ihm ein Original-Gemälde des zweifachen „Galopper des Jahres“ Iquitos überreichte, in seiner Ansprache: „Wir verabschieden eine großartige Turf-Persönlichkeit und einen der ganz großen Trainer Deutschlands in den wohlverdienten Ruhestand. Nach 47 Jahren, davon 30 Jahren auf der Neuen Bult, endet diese erfolgreiche Ära.“ Vom ersten Gruppesieg für die Hannoversche Trainingszentrale 1997, dem ersten Hannoverschen Gruppe I-Sieger Iquitos bis hin zu insgesamt 1.286 Erfolgen – Gröschel ist einer der ganz Großen seines Metiers.

Sträflich unterschätzt hatten die Wetter Mansour (11:1) aus dem Bremer Stall von Toni Potters in einem 2.200 Meter-Rennen. Nach dem starken Debüt schaffte der Dreijährige mit Michael Cadeddu einen sicheren ersten Erfolg über Flying Rocket und Solterio.

Marshmallow in der „Wetten, dass…?!? 2.0 Mega-Viererwette der Woche“ knapp vorne

In der „Wetten, dass…?!? 2.0 Mega-Viererwette der Woche“ (Ausgleich III, 1.750 m) setzten sich die heiße Favoritin Marshmallow (2,8:1) und die Außenseiterin Innis früh von der Konkurrenz ab, und hauchdünn feierte die von Peter Schiergen trainierte und von Bauyrzhan Murzabayev gerittene Brümmerhoferin ihren dritten Erfolg beim vierten Start. Iringa und Vicente komplettierten die Viererwette, die 5.241,1:1 Euro bezahlte.

Fünfter Murzabayev-Coup mit Nubius

Die grandiose Serie von Bauyrzhan Murzabayev ging in einem Ausgleich I über 2.200 Meter weiter – mit Stall Bärtschis Nubius (2,2:1), der Peter Schiergens dritter Tagessieg war, schaffte der Klassejockey noch sehr sicher die Wende gegen Parlan und den lange führenden Ricardo. Damit war der fünfte Erfolg für ihn perfekt.

Für die größte Besitzergemeinschaft hierzulande, den Galopp Club Deutschland, war die 13 eine Glückszahl. Denn im abschließenden Rennen der Saison 2020 in Hannover, einem 1.900 Meter-Ausgleich IV, gewann ihr Hemingway (9,9:1) aus dem Stall von Sascha Smrczek mit Michael Cadeddu beim 13. Start sein erstes Rennen. Second Sight wurde nach offensivem Ritt Zweiter vor Kölner Kimberley. Der Wettumsatz belief sich auf 403.898,04 Euro.

Premiere Livestream Deutscher Galopp bei #DABEI auf MagentaTV der Telekom

Am Sonntag startete Deutscher Galopp eine weitere Medienkooperation und untermauert damit seine Stellung als moderne und publikumswirksame Sportart für die ganze Familie. Der Renntag wurde vollständig und LIVE bei #DABEI auf MagentaTV gezeigt. Es war der erste von zunächst drei Übertragungsterminen.