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Kellahen nach Hannover-Gala mit Derby-Nachnennung?

Der große Tag der kleinen Quartiere

Hannover 28. Juni 2020

Der längste Renntag seit 2001 auf einer deutschen Galopprennbahn mit 14 Leistungsprüfungen ging am Sonntag (ohne Zuschauer) in Hannover über die Bühne. Höhepunkt waren der letzte Testlauf für das IDEE 151. Deutsche Derby am 12. Juli in Hamburg und ein Stuten-Event. Beide Großereignisse gingen an kleine Quartiere. Der Umsatz belief sich auf 380.542,10 Euro (39.667,87 Euro kamen aus dem Ausland).

Der von Sarka Schütz für Karin Brieskorn trainierte Wiesenpfad-Sohn Kellahen brachte im Brümmerhof-Derby-Trial (Listenrennen, 12.500 Euro, 2.200 m) ein besonderes Kunststück fertig. Der Dreijährige feierte mit Jockey Andre Best seinen vierten Erfolg hintereinander in dieser Saison! 7.000 Euro Prämie waren der Lohn für diese starke Vorstellung von Kellahen, der keine Nennung für das Derby besitzt und nur über eine 65.000 Euro teure Nachnennung noch ins Feld kommen könnte.

Start-Ziel dominierte der 5,6:1-Mitfavorit in beeindruckender Manier. Nie kam ein Konkurrent in die Nähe des Hengstes. „Er ist eine Maschine. Kellahen wird von Rennen zu Rennen besser. Sobald ein Pferd in seine Nähe kam, hatte er die passende Antwort. Mein Gefühl war immer gut“, berichtete Jockey Andre Best.

Man darf gespannt sein, ob Kellahen im Derby antritt. Trainerin Sarka Schütz, die in Hoppegarten 18 Pferde vorbereitet, hielt sich noch bedeckt: „Die Entscheidung trifft der Besitzer. Kellahen arbeitet wahnsinnig gerne. Ich hatte heute Bedenken, da etwas aufgeregt war. Solch eine Demonstration war schon krass. Mir fehlen fast die Worte.“

Gestüt Ittlingens Slogan machte als Zweiter viel Boden gut, doch Kellahen schaltete nochmal einen Gang höher und war auch von ihm nie zu erreichen. Dreidreiviertel Längen Vorsprung hatte der der Gewinner im Ziel. Die favorisierte Gruppesiegerin Kalifornia Queen verbesserte sich noch auf Rang drei vor dem stets mitmischenden Brian Boru. Die anderen Pferde hatten bald keine Chance mehr.

Sensation durch Arktis

Im anderen Höhepunkt, der Taxi 4 Horses Fillies Trophy (Listenrennen, 12.500 Euro, 2.200 m), gesondert von Günther Schmidts Transport-Unternehmen, galt die von Lennart Hammer-Hansen in Iffezheim für Valentin Burgard trainierte Arktis als größte Außenseiterin, doch die sechsjährige Jukebox Jury-Tochter verblüffte zur Quote von 28,7:1 alle. Mit einer fulminanten Speedleistung stürmte die Schimmelstute noch an der vom Start bis kurz vor dem Ziel führenden Akribie vorbei. 7.000 Euro gab es als Prämie für den sechsten und mit Abstand bedeutendsten Karrieresieg von Arktis, die von Martin Seidl auf den Punkt genau eingesetzt wurde.
„Mein Dank gilt dem Besitzer und Trainer. Ich habe Arktis schon öfter geritten. Das Ziel war immer eine Platzierung in einem Black Type-Rennen. Als wir uns unterwegs auf Platz drei vorgearbeitet hatten, war ich schon happy, ehe sie auf einmal den Turbo zündete“, schilderte Seidl.

Trainer Lennart Hammer-Hansen sagte nach dem größten Erfolg seiner Laufbahn: „Ihre Form aus Baden-Baden war enorm aufgewertet worden, zuletzt waren hier die 1.900 Meter zu kurz gewesen. Martin hat sie super geritten. Wir wollten immer mit ihr in solch einem Rennen platziert sein.“

Liberty London hielt aus dem Vordertreffen immer gut mit und wurde Dritte vor Perfect Pitch und Quita, während von den höher gehandelten Lips Queen, Nathan Mnm und Freedom Rising nie eine Gefahr ausging.

Doppelsieg für Auenquelle

Begonnen hatte der Mammutrenntag mit einem Doppelsieg für das Gestüt Auenquelle in einem 1.600 Meter-Rennen. Hier bekam Daring Light (2,2:1) unter Adrie de Vries mit starker Schlussoffensive unter Adrie de Vries noch Vallee des Fleurs zu fassen. Blue Dream schob sich auf Platz drei vor Queensland. Damit landete der Hoppegartener Trainer Roland Dzubasz nach seinen fünf Treffern am Samstag in Leipzig gleich wieder einen Erfolg. Siegjockey Adrie de Vries über die noch ungeschlagene Daring Light: „Sie hatte den Start etwas verpasst, am Schluss aber noch alles locker geschafft.“

Einen weiteren Auenquelle-Sieg mit Linaria verhinderte die von Friederike Schloms in Hoppegarten trainierte Louna Amica (8,6:1) in einer 1.600 Meter-Prüfung. Souverän hielt die von Andre Best gerittene Stute Linaria und Turftiger ab.

In einem enorm packenden Dreikampf klang der 1.750 Meter-Ausgleich III aus. Mit mächtigem Speed schaffte Jolene (6,7:1) unter Maxim Pecheur noch die Wende gegen den Favoriten Artistico sowie Irida. Siegtrainer Lucien van der Meulen aus den Niederlanden setzte damit seine große Form fort.

Hohe Quote für Frances

Die erste große Überraschung des Tages gab es in einer 2.200 Meter-Konkurrenz. Hier überspurtete Capricorn Studs dreijährige Stute Frances, die noch eine Nennung für den Henkel – Preis der Diana hat, zur Quote von 27,6:1 mit Alexander Pietsch noch Vivienne Wells und Italia. Bei Siegcoach Marcel Weiß aus Mülheim läuft es immer besser. „Sie hatte niemand auf dem Zettel, aber das Debüt hatte die Stute sehr weitergebracht“, analysierte Pietsch.

Bishapur meldet sich zurück

Fünf Pferde trainiert Christian Sprengel in Hannover. Nun durfte er sich wieder einmal über einen Treffer freuen, denn der von ihm betreute Bishapur (11,2:1-Außenseiter) war in der Endphase des 1.300 Meter-Ausgleich II mit Michael Cadeddu das schnellste Pferd. Kilimanjaro und Circuskind sicherten sich die Plätze zwei bzw. drei. Filip Minarik geriet aus dem Sattel von Lumsden, war aber schnell wieder auf den Beinen.

Hochspannung in der „Wetten, dass…?!?“ 2.0 Mega-Viererwette der Woche

In der „Wetten, dass…?!?“ 2.0 Mega-Viererwette der Woche (Ausgleich III, 1.400 m) rettete sich der von Pavel Vovcenko in Bremen-Mahndorf mit Marco Casamento für den Stall Cacique vorbereitete Boy Charlton (7,4:1) hauchdünn vor Star Gypsy ins Ziel. Sir Theodore und Dumas vervollständigten die Viererwette, die 2.856,2:1 Euro bezahlte. Sie wurde 24 mal getroffen (mit insgesamt 12 Euro).

Überraschend war der Ausgang in einer 1.900 Meter-Konkurrenz für dreijährige Pferde. Hier streckte Stall Heymanns Fidelius unter Maxim Pecheur als 26,5:1-Riesenaußenseiter gegen Twilight’s Baby und die Favoritin Iringa am Ende die Nase in Front. Siegtrainer Karl Demme beendet am 31. August seine Karriere.

Der Bahnspezialist Igneo (7,9:1) holte sich für Lokalmatador Hans-Jürgen Gröschel mit Filip Minarik locker ein 2.400 Meter-Handicap vor Miss Tick und Dolasilla.

Nach fast zwei Jahren landete der neunjährige Veteran Amparo (29,4:1) aus dem Stall des Bremers Günter Lentz wieder einen Treffer – in einem 1.600 Meter-Ausgleich IV schnappte er unter Marco Casamento ganz spät noch L‘ Utopie und Alma Mater.

Das i-Tüpfelchen auf ihren Glanztag setzten Trainerin Sarka Schütz und Jockey Andre Best im 1.900 Meter-Ausgleich II: Moon power (9:1), der zuletzt schon in Hoppegarten vorne war, setzte sich aus dem Vordertreffen leicht gegen La Pradera und Luciani durch. „Er hat nur gute Formen gezeigt. Es macht Spaß, solche Pferde zu reiten.“

Für ihr großes Pech in den vorangegangenen Rennen entschädigte sich Stall Erzgebirges Kölner Kimberley, die Gunter Richter in Hoppegarten trainiert, in einem 2.000 Meter-Handicap. Bayarsaikhan Ganbat ließ Ragazza und Royal Roxana nicht mehr an der 2,9:1-Favoritin vorbei.

Im abschließenden 14. Rennen über 2.000 Meter teilte Maxim Pecheur dem 3,3:1-Co-Favoriten So Chivalry alles perfekt ein. Start-Ziel hatte der von Werner Haustein für das Gestüt Aesculap aufgebotene Ex-Derby-Starter gegen Wildfang und Wesenberg keine Mühe.