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Das wichtigste Galopprennen feiert 2019 in Hamburg sein großes Jubiläum

150 Jahre Deutsches Derby

Hamburg 4. Juli 2019

Hamburg und der deutsche Galopprennsport feiern am Sonntag, 7. Juli ein ganz großes Jubiläum: Das IDEE Deutsche Derby wird zum 150. Mal ausgetragen. Es ist DAS Top-Ereignis im hiesigen Rennkalender und besitzt eine Bedeutung wie kein anderes Rennen. Denn nur einmal im Leben eines Vollblüters, im Alter von drei Jahren, darf ein Rennpferd im Deutschen Derby antreten. Daran hat sich in der langen Historie nichts geändert, auch nicht an der immensen Faszination, die vom sogenannten Blauen Band ausgeht.

Weitere Voraussetzungen sind: Es muss ein „Vollblüter“ sein, also in einem der anerkannten internationalen Gestütbücher für diese reinblütige Rennpferdezucht registriert sein. Es muss ein Hengst oder Stute sein, aber kein Wallach. Und das Pferd muss eine „Nennung“ besitzen. Früher gab es Zeiten, in denen schon vor dem Trainingsbeginn über die Abgabe der Nennung für die jungen Pferde entschieden werden musste.

Seit 1869 wurde das Derby bis heute fast durchweg in Hamburg-Horn ausgetragen. Ausnahmen gab es nur am Ende der beiden Weltkriege, damals musste man, bedingt durch die äußeren Umstände, auf andere Bahnen ausweichen. Doch seit 1948 ist der Hamburger Renn-Club ununterbrochen Gastgeber für das Deutsche Derby, das als eines der traditionsreichsten und ältesten Sportereignisse der Hansestadt gilt.

Benannt ist das Derby nach Edward Smith Stanley, dem 12. Earl of Derby, der von 1752 bis 1834 lebte. Der Adelsmann war es, der bei der Konzeption des wichtigsten Dreijährigenzuchtrennens Pate stehen durfte. Es sollte ein Klassiker für den englischen Turf geschaffen werden. Zwei Männer schienen damals prädestiniert zu sein, ihren Namen zu geben: Lord Derby und Sir Charles Bunbury. Wer sollte der Glückliche sein? Letztlich wurde eine Münze geworfen, und die entschied für Derby. Da das englische Rennsystem immer die Vorreiterrolle hatte, wurde es in aller Welt kopiert. Als Nebeneffekt verbreitete sich auch der Name des in England noch heute existierenden Adelsgeschlechts Derby.

Egal ob Staatsoberhäupter, Kaiser, Politiker oder Bürgermeister – sie alle waren schon live mit von der Partie, wenn sich die Boxen zum bedeutendsten Galopprennen öffneten. Die Begeisterung erfasst aber alle Publikumsschichten, über jede Altersgrenzen oder sozialen Schichten hinweg, damals wie heute. Es sind Momente für die Ewigkeit, bei denen man live dabei sein möchte.

Vom Derby-Sieg träumt jeder Besitzer, Züchter, Trainer und Jockey eines Pferdes seit dem 11. Juli 1869, als erstmals das Derby in Deutschland ausgetragen wurde - vom 17 Jahre zuvor gegründeten Hamburger Renn-Club. Damals hieß es in der Presse: „Nie zuvor hat man eine solche Menschenmenge auf einer Pferderennbahn gesehen. Von der Tribüne bis zur letzten Ecke konnte buchstäblich kein Apfel auf die Erde herniederfallen. Hamburg hält einem Vergleich mit Epsom und Ascot stand, den Nobelbahnen im Mutterland der Galopprennen.“

Gerade einmal 1.975 Reichstaler gab es im ersten Derby-Jahr für den Sieger Investment, der Landrat und Gutsbesitzer Ulrich von Oertzen gehörte. Zum Vergleich: Am Sonntag winken insgesamt 650.000 Euro an Preisgeldern, allein 390.000 Euro gibt es für den Sieger.

Rekordhalter in Sachen Erfolge ist das Gestüt Schlenderhan mit sage und schreibe 18 Siegen! Bei den Trainern steht George Arnull mit neun Treffern an der Spitze, bei den Jockeys Gerhard Streit mit acht Siegen. Andrasch Starke (am Sonntag der Jockey von Quest the Moon) könnte seinen achten Sieg feiern und mit ihm nun gleichziehen. Die lebende Turf-Legende Hein Bollow, der auch mit seinen 98 Jahren ein ganz besonderer Ehrengast in Hamburg ist, schaffte vier Triumphe als Jockey und einen als Trainer im Derby. Die beste Zeit über 2.400 Meter in Hamburg stellte Derbysieger Belenus 1999 auf, als er die Distanz in 2.25,8 Minuten zurücklegte.

Es gab viele Favoritensiege, aber auch zahlreiche Überraschungen – in der Derby-Historie hat man schon alles erlebt. Auch das Wetter, große Hitze, auch „Land unter“, hatte Einfluss auf die Chancen der Pferde. Natürlich ereignete sich auch viel Kurioses: Ein früheres Verbot des Totalisators zum Schutze der Volksmoral etwa oder die „Sülze-Revolte" von 1919, die Hamburg derart erschütterte, dass das Derby aus Sicherheitsgründen blitzartig nach Berlin-Grunewald verlegt wurde.

Am Sonntag wird nun der Nachfolger von Weltstar gesucht, der 2018 seinem im Jahr zuvor erfolgreichen Halbbruder Windstoß nacheiferte, der 2017 die seit 1959 währende Durststrecke des Gestüts Röttgen im Derby beendet hatte. Das Jubiläums-Derby – am 7. Juli kommt ein neues spannendes Kapitel in der German Racing Champions League in Hamburg dazu, auf das sich alle Turffreunde freuen dürfen.