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Lancade die Überraschungssiegerin im Jubiläums-Klassiker

WEMPE 100. German 1.000 Guineas: Nachgenannt und allen davongerannt

Düsseldorf 21. Juni 2020

Der erste Stuten-Klassiker im deutschen Galopprennsport war am Sonntag der große Höhepunkt der zwölf Leistungsprüfungen auf der Rennbahn Düsseldorf. In den WEMPE 100. German 1.000 Guineas (Gruppe II, 62.500 Euro, 1.600 m) gab es durch Lancade unter Adrie de Vries einen Außenseitersieg vor No Limit Credit und der aus England entsandten Favoritin Rose of Kildare. Die Veranstaltung fand ohne Zuschauer statt. Der Wettumsatz belief sich auf 305.948,46 Euro (davon kamen 259.940,39 Euro aus dem Inland und 46.008,07 Euro aus dem Ausland). Ein Rückzahler von 15.636,06 Euro verhinderte ein noch besseres Ergebnis.

Mit der von Yasmin Almenräder in Mülheim trainierten und nachgenannten Lancade hatten die Wetter bei einer Quote von 12,3:1 kaum gerechnet. Jockey Adrie de Vries ließ die für den Stall Raffelberg startende Stute langsam auf die Beine kommen. Noch im Hintertreffen galoppierend ging es in die Gerade, wo Lancade immer weiter beschleunigte und am ganzen Feld vorbeilief. „Die Stute hatte sehr gut gearbeitet, deshalb war es eine gute Entscheidung sie nachzunennen. Sie lief ja beim letzten Start schon imponierend, und deshalb hatten wir auch einige Ambitionen. Für das Team war das ein wichtiger Sieg“, sagte Adrie de Vries unter Freudentränen.

Yasmin Almenräder: Toller Ritt von Adrie de Vries

Trainerin Yasmin Almenräder erklärte über Lancade, die als Jährling 17.000 Euro bei der BBAG-Auktion gekostet hatte und mit den 35.000 Euro Siegprämie, die es für den dritten Treffer beim vierten Karrierestart gab, ihre Gewinnsumme auf 41.500 Euro steigerte: „Ich bin einfach nur glücklich. Das war ein toller Ritt von Adrie de Vries, der den Riesenspeed der Stute genau richtig einsetzte. Pferdekauf hat viel mit Intuition zu tun. Sie war bei der Auktion zwar sehr klein, hatte aber ansonsten alles, was ein Rennpferd ausmacht.“ Besitzer ist die Gemeinschaft des Stalles Raffelberg aus Mülheim, wo Yasmin Almenräder ihre Pferde vorbereitet. Es war der bedeutendste Sieg für die Betreuerin.

200 Meter vor dem Ziel konnte man noch an einen Sieg von No Limit Credit (Clément Lecouevre) glauben, doch die Stute aus dem Stall von Andreas Suborics musste sich am Ende mit eineinviertel Längen geschlagen geben und blieb als Zweite mit Nase-Vorteil vor der englischen Gast-Stute Rose of Kildare (Ioritz Mendizabal). Damit verpasste Trainer Mark Johnston einen Hattrick in diesem Klassiker, den er in den vergangenen beiden Jahren nach England entführt hatte.

Vierte wurde Paloma Ohe, auch Tabera hielt beim ersten Saisonstart als Fünfte lange mit. Die hochgehandelte Democracy ließ aus guter Position bald nach.

Elle Memory erfüllt alle Erwartungen

Das große Vertrauen im BMW Preis Düsseldorf (Listenrennen, 12.500 Euro, 2.100 Meter) gehörte Elle Memory, die als 1,8:1-Favoritin alle Vorschusslorbeeren einlöste. Die von Peter Schiergen für das Gestüt Wittekindshof betreute Stute marschierte unter Lukas Delozier in der Geraden in bester Haltung auf und wurde dabei von Sister Lulu (Martin Seidl) zum Kampf gestellt. Für kurze Zeit schien Sister Lulu sogar die Spitze zu übernehmen, aber Elle Memory kämpfte sich zurück und war im Ziel nach Kampf mit einem Hals in Front.

„Sie ist noch ungeschliffen, aber eine sehr gute Stute“, erklärte Lukas Delozier kurz nach dem Rennen. Auch Peter Schiergen war voll des Lobes: „Im ersten Bogen kam Elle Memory zwar etwas aus dem Tritt, aber im Finish hat sie toll gekämpft.“ Eine halbe Länge hinter dem vorderen Duo zeigte Americana (Rene Piechulek) als Dritte eine starke Leistung vor der sehr unglücklichen New Harzburg (Clément Lecoeuvre) als Vierte. Nachdem Annika schon am Morgen als Nichtstarterin feststand, mussten Vive en liberte und Kobra vom Start verwiesen werden, so dass lediglich sechs Pferde antraten.

Schiergen-Familiensieg durch Nubius

Nur eine halbe Stunde später herrschte bei Peter Schiergen und Lukas Delozier nach dem Ausgleich I erneut Jubelstimmung. Dafür sorgte der vierjährige Nubius in den Farben der Stall Asterblüte GmbH und damit für die Familie des Trainers. Mit großem Speed aus hinteren Regionen kommend nahm Nubius kurz vor dem Ziel die Spitze, um Auenwolf (Bauyrzhan Murzabayev) und Lord Leoso (Jozef Bojko) mit einem Hals und kurzem Kopf auf die Plätze zu verweisen. „Nubius sollte verkauft werden, aber keiner wollte ihn haben, und ich wollte ihn nicht aus dem Stall geben, deshalb haben wir ihn selbst gekauft“, erläuterte Peter Schiergen. Auf Sieg zahlte Nubius 6,2:1.

Korpas-Pferde Eins-Zwei im Ausgleich II

Zwei Pferde von Jan Korpas machten den Ausgleich II über 1.400 Meter unter sich aus. Sowohl der zur Quote von 2,1:1 siegreiche Call me Mister (Bauyrzhan Murzabayev) als auch der mit Hals-Rückstand folgende Braveheart (Filip Minarik) stehen zudem im Besitz von Heinz Dieter Jarling aus Berlin. Die Korpas/Jarling-Zweierwette brachte 5,6:1. Der andere Ausgleich II über 2.100 Meter wanderte durch Sommelier (Maxim Pecheur) in den Stall von Markus Klug. Bei einer Quote von 3,2:1 galt der Wallach als zweiter Favorit.

Favoritensiege bei den Dreijährigen

Das einleitende Dreijährigen-Rennen, bei dem auch Sieger startberechtigt waren, geriet wie erwartet zur überlegenen Beute des von Henk Grewe trainierten Thorin (Clément Lecoeuvre). Der künftig für bessere Aufgaben vorgesehene Hengst galt am Toto als 1,3:1-Favorit. Sogar nur 1,2:1 notierte Palace Boy (Bauyrzhan Murzabayev) in einem weiteren Siegerrennen. Den ebenfalls überlegen siegreichen Hengst betreut Jean-Pierre Carvalho. Auch bei den dreijährigen Sieglosen gab es einen Favoritensieg. 1,6:1 zahlte For Pleasure (Bauyrzhan Murzabayev) aus dem Quartier von Andreas Wöhler bei ihrem sicheren Treffer gegen Gua Ginger (Filip Minarik).

3.337,8:1 in der Viererwette

Im Ausgleich III setzte sich mit Enissey (Lukas Delozier) ein Schützling von Miltcho Mintchev als 3,3:1-Favorit durch. Auf den Plätzen zwei bis vier vervollständigten Navaro (Fabio Marcialis), Anarchy (Martin Seidl) und Sigismund (Anna van den Troost) die Viererwette, die 3.337,8:1 bezahlte. Im Ausgleich IV über 1.770 Meter zeigte Alexander Pietsch auf dem von Günter Lentz trainierten So Soon (7,4:1) einen toll eingeteilten Ritt, als er die mit viel Speed heranrauschende Laytown (Michael Cadeddu) mit Hals-Vorteil knapp auf Abstand hielt.

Eine Überraschung war der Erfolg der Schimmelstute Sister Vic, die mit Martin Seidl in einem 2.950 Meter-Handicap gegen Schirkan und Bergadler bestens durchstand und beim 23. Start zum zweiten Karriereerfolg unter der Regie des Bexbacher Trainers Sven Schleppi kam. 20,5:1 Euro gab es auf Sieg am Toto.

Hattrick für Lukas Delozier

International ging es bei den älteren Sieglosen zu, denn die siegreiche Sweet Dreamer stammt aus dem niederländischen Stall von Romy van der Meulen. Die Stute kam unter Anna van den Troost in Start-Ziel-Manier zur Quote von 3,2:1 überlegen zum Zuge. Erfolgreichste Aktive des Tages waren Bauyrzhan Murzabayev und Lukas Delozier, die jeweils drei Rennen gewinnen konnten, Delozier sogar mit einem Hattrick.