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Favoritensieg im Comer Group International 49. Oleander-Rennen in Berlin-Hoppegarten

Quian ist der „Langstrecken-König“ in Deutschland

Berlin-Hoppegarten 1. November 2020

Deutschlands „Langstrecken-König der Galopper“ ist Stall Hornoldendorfs Quian: Der von Peter Schiergen in Köln für den Rennstall von Arend Oetker trainierte vierjährige Mastercraftsman-Sohn aus der Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof gewann nach dem St. Leger nun am Sonntag auch das Comer Group International 49. Oleander-Rennen (Gruppe II, 100.000 Euro, 3.200 m) beim Saisonfinale in Berlin-Hoppegarten.

Mit Championjockey Bauyrzhan Murzabayev verwies der 2,8:1-Favorit im „Berlin-Marathon der Galopper“ den Außenseiter Rip Van Lips in sicherer Manier auf Rang zwei vor Aircraft Carrier, einem von fünf Pferden von Sponsor Luke Comer aus Irland, der als Dritter an einem sehr unglücklichen Rennverlauf scheiterte.

Murzabayev servierte Quian an fünfter Position eine günstige Lage, während Kaiserperle vor dem Co-Favoriten Windstoß, Aircraft Carrier innen und Rip Van Lips an der Außenseite das moderate Tempo diktierte. Lips Queen sah man an letzter Position. Apadanah war am Start stehengeblieben. Diese Reihenfolge hatte lange Bestand. Auf der Geraden musste Kaiserperle bald zurückstecken. Auch Windstoß tat sich früh nicht mehr leicht und kam in vorentscheidender Phase nicht weiter – der Ex-Derbysieger wurde schließlich Fünfter. Aircraft Carrier fand mit Andrasch Starke mehrfach keinerlei Lücke, als er in bestechender Haltung ging. Anders Rip Van Lips und Quian, der außen immer zwingend wurde.

Je weiter es wurde, desto mehr spielte der Favorit seine Ausdauer und Klasse aus und kam noch sehr sicher mit einer dreiviertel Länge Vorsprung zum fünften Saisonsieg und siebten Karrieretreffer beim zwölften Start. Mit der Siegprämie von 60.000 Euro steigerte Quian seine Gewinnsumme auf 134.550 Euro.

Siegjockey Bauyrzhan Murzabayev in einem ersten Statement: „Wir hatten sofort eine Super-Position. Das Rennen war aber etwas langsam, dadurch gerieten wir eingangs der Geraden in eine etwas schwierige Lage. Auf den letzten Metern haben wir alles sicher geschafft. Es war ja auch ausländische Konkurrenz am Start. Ich bin sehr glücklich.“

Trainer Peter Schiergen sagte: „Wir hatten gedacht, Quian sei ein Derby-Pferd, aber er hatte einige Probleme. In diesem Jahr holte er einiges nach. Wir haben immer an ihn geglaubt.“

Rip Van Lips lief als Zweiter, der sich bis zuletzt wehrte, bestens vor Aircraft Carrier, der der große Pechvogel war. Denn bei einem glatten Rennverlauf wäre mehr als Rang drei möglich gewesen. Erwartungsgemäß war er aber das beste der fünf Pferde von Luke Comer, der von Hoppegarten-Eigentümer Gerhard Schöningh für seine Sponsorship mit einer Figur von Namensgeber Oleander ausgezeichnet wurde. „Mir ist es ein großes Vergnügen, dieses Rennen zu sponsern. Ich hoffe, dass ich das auch in den nächsten ein, zwei Jahren machen kann“, versicherte Luke Comer.

Aucklands großer und überraschender Zahltag

Ein Rennen im September in Dresden hatte Stall Oberlausitz‘ Auckland bisher gewonnen. Doch im Großen Preis des Gestüts Röttgen – BBAG Auktionsrennen (37.000 Euro, 2.200 m) präsentierte sich der von Stefan Richter in der Zwingerstadt trainierte Jukebox Jury-Sohn mächtig verbessert. Als 27,2:1-Außenseiter stürmte er von letzter Position unter Wladimir Panov allen Konkurrenten davon und sicherte seinem Besitzer die 19.000 Euro Siegbörse in diesem aus Halle übernommenen Top-Rennen (dort war der Renntag am Samstag ausgefallen).

Bis weit in die Zielgerade sprach einiges für die Favoritin Flamingo Girl, die dann aber aus bester Haltung plötzlich ausspannte und nur Sechste wurde. Ganz anders der innen vorstoßende Auckland, der zwar etwas nach außen weglief, aber mühelos den an der Spitze nie nachlassenden Palm Springs, den man ebenfalls kaum auf der Rechnung hatte, sowie den Mitfavoriten Sweet Author, der sich Rang drei gegen Norris und Furioso erkämpfte, im Griff hatte.

Wladimir Panov meinte: „Auckland ist ein Spekulant. Im ersten Bogen ist er ausgebrochen und ging zunächst keinen Meter. Ich habe mit ihm später Anschluss gefunden. Auf der Zielgeraden waren wir etwas zu früh da. Ich dachte, er würde wieder ausbrechen, aber wir waren weit voraus.“ Die Zweierwette bezahlte stolze 1.519,8:1 Euro, die Dreierwette 8.176,7:1 Euro.

Wintermond beeindruckt zum Auftakt

Begonnen hatte der Renntag mit einem beeindruckenden Einstandssieg des zweijährigen Sea The Moon-Sohnes Wintermond (5,7:1). Der von Stefan Richter in Dresden trainierte Hengst scheint vor einer sehr guten Karriere zu stehen, zumal er auch ein Halbbruder des Gruppesiegers Wonnemond ist. In großer Manier setzte er sich mit Martin Seidl von dem Mitfavoriten Varon und dem nach schwachem Start groß anpackenden Karlgeorg ab. Wintermond besitzt eine Nennung für das Derby 2021. „Ich bin an zweiter Stelle gegangen. Als ich auf der Geraden auf den Knopf gedrückt habe, ging er von den anderen weg“, kommentierte Martin Seidl.

Die Gerade Bahn in Berlin-Hoppegarten war schon mehrfach das Erfolgspflaster für Kareless aus dem Quartier von Frank Fuhrmann in Möser bei Magdeburg. Doch nach zuletzt eher mäßigen Formen hatten nur wenige Wetter die Stute in einem Ausgleich III über 1.400 Meter auf der Rechnung. Das hinderte die 18,5:1-Außenseiterin aber nicht an einem überlegenen Erfolg mit Jozef Bojko gegen Gaja und Water Diviner. Die Dreierwette kletterte auf 11.179,4:1 Euro.

Duke of Lips erfreut die Favoritenwetter

Die Favoritenwetter durften sich nach der Dreijährigen-Prüfung über 2.000 Meter freuen, denn der auf eine Quote von 2,2:1 heruntergewettete Duke of Lips, den Andreas Suborics in Köln für den Stall Lintec trainiert, erkämpfte sich gegen Agenda seinen ersten Karriereerfolg. Martin Seidl zeichnete sich damit zum zweiten Mal an diesem Tag aus. Der Außenseiter Sepius holte sich Rang drei.

„Wir hatten ein perfektes Rennen. Den Boden konnte er, das hatte er schon zuletzt in München gezeigt. Unterwegs war Duke of Lips etwas phlegmatisch, aber er hat tollen Kampfgeist gezeigt“, berichtete Martin Seidl.

Beim dritten Saisonstart gab es die gravierende Formsteigerung – Hans Bartls Prairie Moonshine kam in einem 2.800 Meter-Handicap zum überraschenden ersten Saisontreffer. Maxim Pecheur klärte mit der 16,1:1-Außenseiterin, die Bohumil Nedorostek nach Hoppegarten entsandt hatte, früh die Fronten vor Ten Quid und Able Lips. „Eigentlich sollte sie Mutterstute werden, ist aber nicht tragend geworden“, teilte Pecheur mit.

20 Pferde in einem Rennen – diese Rarität gab es in einem 1.600 Meter-Handicap. Auch hier triumphierte Bauyrzhan Murzabayev, als er den von Roland Dzubasz vor Ort trainierten Aran (8,4:1) zu einem leichten Erfolg über L‘ Utopie, Zenith und Ostseeperle führte. Die Viererwette bezahlte 20.000:1 Euro. Ein Wetter kassierte 10.000 Euro.

Murzabayev nach drittem Tagessieg gestürzt

Im Ausgleich II über 1.800 Meter gewann Championjockey Bauyrzhan Murzabayev sein drittes Rennen an diesem Tag. Auf dem von Altmeister Hans-Jürgen Gröschel in Hannover vorbereiteten Wildfang (7,9:1), der dem Trainer damit einen perfekten Abschiedssieg in Hoppegarten bescherte, schnappte er sich trotz Höchstgewichts den dritten Tagestreffer gegen Moon power und Wissam. Doch anschließend geriet Murzabayev aus dem Sattel von Wildfang. Nach eigener Aussage ging es ihm, abgesehen von Kopfschmerzen, recht gut. Den letzten Ritt musste er daher abgeben. Hans-Jürgen Gröschel wurde von Rennbahn-Eigentümer Gerhard Schöningh mit sehr würdigen Worten in den Ruhestand verabschiedet.

„Wetten, dass…?!? 2.0 Mega-Viererwette der Woche“

In der „Wetten, dass…?!? 2.0 Mega-Viererwette der Woche“ (Ausgleich III, 2.200 m) war der von Hans Blume in Krefeld für seine Tochter Alida trainierte Surrey Warrior (10,9:1) auch von einem Mehrgewicht von anderthalb Kilo nicht zu stoppen und hielt den früh herausgearbeiteten Vorteil leicht gegen Valanca, Auenflug und Luella fest. Jockey Martin Seidl feierte seinen dritten Erfolg. Die Viererwett-Quote betrug 14.117,4:1 Euro.

Erstmals seit dem Jahr 2004 wurde zum Abschluss des Hoppegartener Rennjahres 2020 wieder ein Hürdenrennen ausgetragen. Auf der 3.700 Meter-Distanz führte der belgische St. Leger-Sieger Successor, den Christian von der Recke in Weilerswist für den Stall Wollin vorbereitet, zunächst vor dem einstigen Gruppe I-Sieger Khan, ehe sich der Favorit auf gewaltigen Vorteil absetzte.

Doch am vorletzten Hindernis musste Robin Weber aus dem Sattel. Dadurch war Silver Seam allein auf weiter Flur, aber der tschechische Gast wurde an der letzten Hürde reiterlos. Somit war Successor (4,5:1) mit Ersatzreiterin Veronika Řezáčová einsam voraus vor Shoemaker und Feuerblume. Erfreulicherweise ging alles glimpflich ab.

Successors Besitzer Jürgen Langrock: „Unsere Familie stammt aus Weißenfels in Sachsen-Anhalt, und mein Vater hatte bis zum Krieg in Hoppegarten Pferde. Successor war demnach nach 80 Jahren das erste Pferd, das für unsere Familie dort wieder gestartet ist. Es war der größte Wunsch meines Vaters, das eigentlich selbst zu erleben, aber er ist 1991, also kurz nach der Wende, gestorben. Ich bin froh, dass ich ihm diesen Wunsch im Nachhinein noch erfüllen konnte.“

Neun Rennen wurden LIVE bei #DABEI auf MagentaTV gezeigt. Der Wettumsatz in den zehn Prüfungen betrug 348.801,12 Euro.