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Namos und Nica mit großem Kampf in Iffezheim

Zweimal kurzer Kopf: Hochspannende Grupperennen in Baden-Baden

Baden-Baden 23. Mai 2020

Start zum Frühjahrs-Meeting am Samstag auf der Galopprennbahn in Baden-Baden: Beim Saisonauftakt in Iffezheim wurden zwölf Leistungsprüfungen ausgetragen. Das von Deutscher Galopp entwickelte Hygiene- und Abstandskonzept lag der Veranstaltung zugrunde, die ohne Zuschauer auf der Rennbahn stattfand. Der Wettumsatz erreichte den Bestwert in 2020 in Deutschland mit 606.632,93 Euro. 490.805,22 Euro kamen aus dem In- und 115.827,71 Euro aus dem Ausland.

Jan Pommer, Geschäftsführer von Deutscher Galopp: „Unser herzlicher Dank gilt dem Team von Baden Racing für die sehr gute Vorbereitung und Organisation. Für alle Beteiligten ist der Tag sehr konzentriert, stimmig und positiv abgelaufen. Es war eine sehr schöne Veranstaltung, obwohl das besondere Iffezheim-Fluidum angesichts der Umstände natürlich gefehlt hat.“

„Iffezheim weint, weil wir ohne Zuschauer veranstalten müssen“, sagte Jutta Hofmeister, die Geschäftsführerin des Veranstalters Baden Racing über das untypische Regenwetter beim auf zwei Tage verkürzten Frühjahrs-Meeting. „Alle Corona-bedingten Maßnahmen werden vorbildlich umgesetzt, die Disziplin aller Aktiven ist sehr lobenswert“, so Hofmeister. „Das Team macht tolle Arbeit in zum Teil ungewohnten Aufgaben, in diesen Tagen müssen wir alle improvisieren.“

Zwei Grupperennen ragten aus dem sportlichen Angebot heraus. Ein Déja-vu-Erlebnis gab es im Preis der Annette Hellwig Stiftung – Silberne Peitsche (Gruppe III, 27.500 Euro, 1.200 m): Der von Dominik Moser in Hannover für den Stall Namaskar trainierte Namos (3,3:1), das erste Pferd der in Berlin wohnenden Verwaltungssangestellten Petra Stucke, wiederholte mit Jockey Wladimir Panov seinen Vorjahreserfolg. Mit einem kurzen Kopf kämpfte sich der vierjährige Medicean-Sohn noch an der Riesenaußenseiterin K Club und dem Favoriten Majestic Colt vorbei.

16.000 Euro betrug die Siegprämie für den aus der Zucht des Gestüts Brümmerhof stammenden Namos, der beim achten Start seinen dritten Erfolg markierte und die Gewinnsumme auf 69.340 Euro steigerte.

„Ich war mir nicht ganz sicher, ob er auf dem weichen Boden zurechtkommen würde. Dass es wieder zum Sieg hier gereicht hat, ist eine unglaublich tolle Geschichte. Wir würden jetzt gerne nach England gehen, wenn das wieder möglich sein sollte“, sagte Trainer Dominik Moser. Jockey Wladimir Panov fügte an: „Das ist ein wunderbarer Sieg. Wir hatten einen Super-Rennverlauf. Er war noch nie auf diesem Boden angetreten. Heute war er auf den Punkt genau zur Stelle und hat großen Kampfgeist gezeigt.“

K Club schien lange die Sensation vor Augen zu haben. „Ich war heute sehr guter Dinge, der Boden passte“, erklärte Trainerin Erika Mäder. Majestic Colt hielt sich als Dritter gut, hatte aber keine Siegchance. Schäng lief als Vierter verbessert.

Auch die 42. pferdewetten.de – Badener Meile (Gruppe II, 35.000 Euro, 1.600 m) entwickelte sich zu einem Thriller: Ebenfalls mit einem kurzen Kopf Vorsprung gewann die von Dr. Andreas Bolte in Lengerich für Ralf Nicolay trainierte fünfjährige Kamsin-Tochter Nica (5,6:1) ihr erstes Grupperennen gegen den heranstürmenden Aviateur.

Jockey Adrie de Vries etablierte Nica, die hier 2019 im Oettingen-Rennen knapp geschlagene Zweite gewesen war, sofort im Vordertreffen des von Los Campanos angeführten Feldes. Früh auf der Zielgeraden hatte die Mitfavoritin außen einen Vorteil, doch wurde Avuateur immer zwingender und schien noch die Wende zu schaffen. Doch Nica packte nochmals entscheidend an und blieb minimal voraus. 20.000 Euro Siegprämie waren der Lohn für diese Energieleistung der beim zwölften Start zum vierten Mal siegreichen Lady.

„Ich war mir nicht ganz sicher, ob wir es geschafft hatten, denn der Gegner war schon kurz vorbei, aber Nica kam wieder zurück und zeigte viel Herz. Im Ziel waren wir wieder vorne. Ich freue mich riesig“, sagte Siegreiter Adrie de Vries.

Trainer Dr. Andreas Bolte meinte: „Ich bin überwältigt. Sie war im letzten Jahr die beste Meilerin Deutschlands, auch gegen die Hengste. Beim ersten Saisonstart 2020 in Hannover war sie noch nicht auf hundert Prozent und hatte ein unglückliches Rennen. Nun hatten wir auf Verbesserung gehofft.“

Aviateur unterlag in allen Ehren, während Ninario sich spät noch auf Platz drei vorschob. Der Lokalmatador Jackson Hole kam nach wenig günstigem Rennverlauf noch auf Rang vier vor dem lange führenden Los Campanos und der als Sechste aus bester Lage nie anziehenden Favoritin Axana.

Im einleitenden 1.600 Meter-Rennen bekam die von Andreas Suborics in Köln trainierte Cape Coral (5:1) mit Filip Minarik noch den lange führenden Turftiger in den Griff. Der Debütant Pace Man verbesserte sich zuletzt auf Platz drei. Die Favoritin Linarda hatte ein sehr unglückliches Rennen und war unter Wert geschlagen. Siegjockey Filip Minarik erklärte: „Sie hatte zu Hause immer mehr gezeigt als im Rennen. Heute ist uns ein Stein vom Herzen gefallen, dass es im Rennen geklappt hat.“

Nach dem sehenswerten Einstand in Hannover war der erste Karrieretreffer der dreijährigen Wiesenpfad-Tochter Mangan (3,3:1) in einer 1.400 Meter-Konkurrenz keine Überraschung. Mit viel Schwung bekam die von Marco Casamento gerittene Co-Favoritin noch Auenzenzi und Rely on me in den Griff. Trainer Waldemar Hickst über den 8.000 Euro-BBAG-Auktionskauf aus der Zucht des Gestüts Trona: „Sie gehört vielleicht nicht ganz zur Spitze, könnte aber eine gute Handicapperin werden.“ Die beim ersten Start favorisierte Leopoldina kam über Platz vier nicht hinaus.

Trainer-Altmeister Horst Rudolph aus Mannheim sorgte im Hein Bollow-Gedächtnisrennen (Ausgleich IV, 2.000 m) für eine große Überraschung, denn mit dem ersten Erfolg von Irukandji (30,3:1) war kaum zu rechnen gewesen. Hana Mouchova hielt auf dem Außenseiter einen sicheren Vorteil gegen Dynamite Star und Polarstern fest.

Schiergen-Familienpferd gewinnt

Das Familienpferd der Familie Schiergen, der vierjährige Wallach Nubius, entschied einen packenden Ausgleich II über 2.400 Meter für sich. Mit viel Kampfkraft zwang Jockey Lukas Delozier auf der 8,5:1-Chance noch Arktis, Analeon und Mondaine in die Knie. Die Viererwette bezahlte 20.000:1 Euro, ein Gewinner bekam 10.000 Euro ausgezahlt. „Es war sein erster Start als Wallach, da war er viel konzentrierter. Auch der Boden kam ihm entgegen“, sagte Delozier über Nubius.

Kaspar ein Derby-Pferd?

Noch eine Nennung für das IDEE 151. Deutsche Derby besitzt Gestüt Röttgens Kaspar (5,8:1), der mit Maxim Pecheur in einem 2.200 Meter-Rennen Start-Ziel souverän gegen Tax for Max und Lord Grischun sowie den Favoriten Nippon auftrumpfte. „Er hatte einen Aufbaustart absolviert. Seine heutige Aufgabe hätte er nicht besser lösen können“, signalisierte Pecheur.

Die Freunde von Außenseitern kamen im 1.400 Meter-Ausgleich III auf ihre Kosten, denn der Totalisator zahlte auf den knappen Speedsieg von John David Hillis‘ Griffone mit Andre Best 30,1:1. Ganz zuletzt stellte der Wallach aus München noch Warrior und Kareless.

Nach seinem Hoppegartener Erfolg legte Dirk Lükers Stanley Daley (6,9:1) nach einem sehenswerten Ritt von Andrasch Starke einen weiteren Treffer nach. In einem 1.400 Meter-Handicap kam der Siebenjährige zuletzt noch gegen Highly Favoured und Thymian zum Zuge.

Sehr leicht fiel der Erfolg von Shannen (2,5:1) in den Traditionsfarben des Stalles Steintor aus dem Bremen-Mahndorfer Stall von Pavel Vovcenko gegen Conquistadorkitten und Opera Snow in einem 2.000 Meter-Ausgleich IV aus.

Auch im Alter von elf Jahren agiert Gestüt Weiherwiesens Cloud noch in Hochform. Bei seinem 60. Auftritt bescherte der Wallach aus dem Mülheimer Quartier von Yasmin Almenräder Jockey Adrie de Vries den dritten Tagessieg. In einem Ausgleich III über die Meile lief der Schimmel zur Quote von 2,7:1 leicht vor Lessing und Itman nach Hause.

Mit einem gewaltigen Speed wartete Marco Kleins Indian Soldier (3,7:1) im abschließenden Ausgleich IV über 2.200 Meter auf. Von einem der letzten Plätze eilte der von Tommaso Scardino gerittene Hengst noch an allen Konkurrenten vorbei. Nightdance Man, Azonto und Diokletian vervollständigten die Viererwette, die 2.000:1 Euro bezahlte.