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"Unser Fahrplan durch die schwere Zeit"

Information für alle Rennsportangehörigen

Köln 24. März 2020

In diesen Wochen stehen alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch wir als Rennsportangehörige vor der größten Bewährungsprobe seit Jahrzehnten. Wir sind trotzdem sicher, dass wir diese Krise gemeinsam bewältigenkönnen. Dafür müssen wir alle unser Verhalten konsequent an den Vorgaben der Fachleute und der Behörden ausrichten.


Liebe Rennsportangehörige,
Liebe Freundinnen und Freunde des Rennsports,
Liebe Partner des Rennsports,

in diesen Wochen stehen alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch wir als Rennsportangehörige vor der größten Bewährungsprobe seit Jahrzehnten. Wir sind trotzdem sicher, dass wir diese Krise gemeinsam bewältigen können. Dafür müssen wir alle unser Verhalten konsequent an den Vorgaben der Fachleute und der Behörden ausrichten. Auch wenn es ungewohnt ist und schwerfällt: Abstand ist das Gebot der Stunde, um Alte und Schwache zu schützen und die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.

Auch unser Rennsport begegnet einer Vielzahl von massiven Einschränkungen. So ist den Rennvereinen die Durchführung der Renntage – unserer "Bühnen" für den Sport – wegen der Kontakteinschränkungen seit Mitte März nicht möglich. Die Trainingsquartiere können fast überall niemanden empfangen, Besitzer dürfen ihre geliebten Vollblüter teilweise nicht mehr besuchen. Der Reiseverkehr ist eingeschränkt, wenngleich der Transport von Pferden weiterhin erlaubt ist. Züchter in den Gestüten und die vielen engagierten Besitzer sind unsicher, wie sie mit ihren Pferden planen sollen. Jockeys müssen um ihre Einkünfte fürchten, Trainer verlieren vielleicht untergestellte Pferde. Mancher Rennsportfunktionär muss auf fest geplante Einkünfte verzichten.

Jede und jeder ist betroffen. Wir wissen um die Sorgen der Rennsportangehörigen!

Kurzum: Wir alle stehen vor Herausforderungen eines seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland nie dagewesenen Ausmaßes. Der Blick in die Zukunft gleicht dem in die sprichwörtliche Glaskugel.

In dieser beispiellosen Situation kommt Deutscher Galopp als Verband für Vollblutzucht und Rennen eine sehr wichtige Verantwortung zu. Sie angemessen wahrzunehmen, dazu tun Präsidium und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle alles in ihrer Macht Stehende, mit voller Energie und ja, mit Herzblut. Gemeinsam mit unseren Partnern von Besitzervereinigung und BGG als Vereinigung der Rennvereine arbeiten wir daran, den Rennsport trotz der gegenwärtigen Krise in eine gute Zukunft zu führen. Wir alle sehnen die baldige Aufnahme des Rennbetriebs herbei und bereiten uns bestmöglich darauf vor.

Wir sehen derzeit folgende vordringlichen Aufgaben:

  1. Informationen aufnehmen, evaluieren und an die Rennsportbeteiligten weitergeben,
  2. schon heute Planungen für die Aufnahme des Rennbetriebs treffen,
  3. Einschnitte vornehmen, wenn sie unvermeidbar sind.

Zur ersten Aufgabe gehört es, dass wir genau beobachten, welche Hilfen der Staat aus seinen unterschiedlichen Ebenen anbietet, und mit den Behörden und Ministerien darüber kommunizieren. Wir werben dort um Verständnis für unsere Situation und holen Informationen über Förderprogramme ein, auch wenn diese überwiegend noch einige Zeit im Ankündigungsstatus verharren werden. Es geht darum, vorbereitet zu sein und den Rennsportangehörigen beizeiten belastbare Informationen zur Verfügung zu stellen. Dabei ist davon auszugehen, dass es am Ende jeder einzelne sein wird, der Förderung wird beantragen müssen, und wir nicht den einen Antrag für alle werden stellen können, der pauschal hilft. Wir müssen in diesen Tagen sichtbar sein und die Herausforderungen für den Rennsport bei den Entscheidungsträgern in den Gesundheitsämtern, den Kammern, den Ministerien und der Politik deutlich machen. Dazu gehört auch, dass wir uns international mit den Freundinnen und Freunden der europäischen Galoppverbände austauschen und abstimmen. Wir nehmen an, dass das tägliche Training mit gewissen Einschränkungen zur Anwesenheit von Personen und mit strengen Hygienevorschriften definitiv weiter möglich bleibt. Auch der Transport der Rennpferde selbst sollte auf Sicht weiter möglich sein, gelten Pferde doch als "essential goods". Für all das setzen wir uns ein.

Wir sind auch sonst mit allen Aktiven und Interessengruppen im Gespräch und bemüht, Informationen zusammenzutragen, zu bündeln und abgesichert zur Verfügung zu stellen. Dies haben wir in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach getan und werden das auch weiter so halten. Scheuen Sie sich nicht, sich mit Fragen an uns zu wenden; wir werden uns zeitnah um eine Antwort bemühen. Genau dafür sind wir da.

Wir haben Ihnen in einem Merkblatt einige relevante Informationen zusammengetragen, die Ihnen bei der Bewältigung der Krise vielleicht nützlich sein können. 

Unsere zweite Aufgabe ist es, eine schnellstmögliche Wiederaufnahme des Rennbetriebs zu konzipieren und ins Werk zu setzen. Dazu stimmen wir uns zunächst im Wochenrhythmus mit dem Präsidium ab und haben eine "Task Force Corona" gegründet. Ihr gehören neben Präsidiumsmitgliedern Vertreter von Rennvereins- und Besitzerseite wie Gregor Baum, Lars-Wilhelm Baumgarten, Stephan Buchner und Daniel Krüger an. Ergänzt wird diese Gruppe, die Jan Pommer und Rüdiger Schmanns koordinieren, um Experten wie Riko Luiking von Wettstar und Robert Engels, unseren Finanzchef. Bei Bedarf ziehen wir weitere Experten hinzu wie Hans-Ludolf Matthiessen. Wir verfügen hier über ein schlagkräftiges und kompetentes Team.

Wir planen dabei Alternativszenarien für den Wiederbeginn, den wir für Samstag, 18. April 2020, das Ende der Osterferien, erhoffen. Zu diesem Zeitpunkt wird der Rennbetrieb zunächst noch lediglich ohne Zuschauer ("Geisterrennen") stattfinden können. Wir versuchen dabei, in allen Regionen gebündelt (also mit deutlich mehr Rennen pro Renntag) Angebote zu schaffen und Rennen nach Tag und Ort entsprechend zu verlegen. Zu Beginn werden es Renntage mit Minimalaufwand und mit sicherlich in jeder Hinsicht (auch bei den Rennpreisen) reduzierten Einnahmemöglichkeiten sein. Wir kommen in der Abwägung zu dem klaren Schluss: Die zügige Wiederaufnahme eines zunächst abgespeckten Rennbetriebs ist in jedem Fall besser als längeres Zuwarten, bis der Vollbetrieb wieder möglich ist. Wir wollen die klassischen Rennen bewahren, auch in ihrer Terminierung, und auf diese hin planen, aber zugleich auch Angebote für den „Basissport“ im besten Sinne schaffen. Wir werden das veränderte Rennprogramm im Einvernehmen mit den Rennvereinen so schnell wie möglich veröffentlichen.

Das ist das Beste, was wir für Jockeys, Trainer, "kleine" wie "große" Besitzer und Züchter tun können: Die zentrale Ertragsquelle, den Renntag, schnellstens wieder zu eröffnen.

Schließlich müssen wir, das ist unsere dritte Aufgabe, den Aufwand reduzieren. Sie haben gelesen, dass wir im Dachverband alle bis auf Weiteres Kurzarbeit machen werden und dass wir sämtliche Ausgaben, die nicht zwingend sind, zurückstellen. Das ist hart für die Kolleginnen und Kollegen, setzt uns aber in den Stand, nach Überwindung der Krise den Rennbetrieb unmittelbar kraftvoll wieder aufzunehmen. Wir müssen in diesen Zeiten „unser Pulver trocken halten“. Wie Sie wissen, wollen wir die verbleibenden Mittel aus dem Racebets-Verkauf investiv einsetzen. Daran halten wir fest.

Wir gehen diese Aufgaben positiv und mit Zuversicht an. Dabei spüren wir große pragmatische Solidarität und ein Gemeinschaftsgefühl, das wir uns über die Krisenzeiten hinaus bewahren sollten. Daraus ziehen wir unsere Zuversicht. Wir geben deshalb alles für den einen Moment, wenn wieder Rennen vor Zuschauern stattfinden und wir alle wissen: Wir haben es geschafft!

Lassen Sie uns alle – jeder an seinem Platz und nach seinem Vermögen – dafür arbeiten, dass unser großartiger Rennsport in Deutschland glimpflich durch diese Krise geht. Das sind wir unseren Vollblütern schuldig. Wir glauben fest daran!

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit für Sie und Ihre Angehörigen, Hals und Bein mehr denn je: Auf geht's, Deutscher Galopp! Und bleiben Sie gesund!


Herzlichst
Ihre Michael Vesper und Jan Pommer




Deutscher Galopp
Mit Herzblut für Vollblut.