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Handicapper-Blog

Chefhandicapper Harald Siemen spricht hier über Aktuelles zum Thema Handicappen.

 
  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Es kommt anders als man glaubt

    07. April 2021

    Wohl kaum ein Zweig des Sports ist mit Wilhelm Busch und dem Spruch „Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders als man glaubt“ so vertraut wie der Pferderennsport. Ja – man kann sogar so weit gehen, dass dieser gemeinhin unterschätzte Alltagsphilosoph mit dieser Lebensweisheit auf der Rennbahn geradezu allgegenwärtig ist. So auch am Ostermontag in Köln, als man von Wonderful Moon eine Leistung erwartete, die es ihm erlauben sollte, demnächst auf die große Bühne des Turfs zu treten. Das ist erst einmal krachend schiefgegangen und man weiß zum wiederholten Male nicht recht, was mit diesem doch so talentierten Galopper eigentlich los ist. Auch wenn der schöne Plan von einem Start im Prix Ganay wohl noch nicht endgültig beiseite gelegt ist, so hatte man sich den Saisonstart eines Hoffnungsträgers für 2021 doch anders vorgestellt

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Zwischen Ratibor und Leverkusen

    18. November 2020

    Es ist gut möglich, dass man in Leverkusen mehr über Ratibor weiß. Dass etwa der ehemalige Vertriebenenpolitiker Herbert Hupka dort Ehrenbürger ist, der große Baumeister Karl-Friedrich Schinkel das Gerichtsgebäude geplant hat und dass die Stadt früher zur preußischen Provinz Oberschlesien gehörte und heute zu Polen. Denn Leverkusen ist Partnerstadt von Ratibor. Dass aber Victor I., Herzog von Ratibor, von 1873 bis zu seinem Tode im Januar 1893 Präsident des Union-Klubs war, also der ersten leitenden Körperschaft des Galoppsports in Deutschlands und damit Vorgänger des Deutschen Galopps, des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen und der Obersten Behörde für Vollblutzucht und Rennen, das dürfte selbst das Wissen in Leverkusen übersteigen.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Schwimmen oder untergehen

    11. November 2020

    Als Herbst bezeichnen die Meteorologen den Zeitraum im Jahr, in dem die Erde sich auf ihrer elliptischen Bahn von der Sonne entfernt. Die Tage werden kürzer, die Sonne scheint nicht mehr so oft, die Menschen nehmen weniger Vitamin B12 auf und werden müde. Und auf den Rennbahnen ist der Boden weich oder sogar schwer. Dann schlägt die Stunde der Außenseiter, denn der Herbst ist auch die Jahreszeit der überraschenden Rennausgänge, angesichts derer einem oft nur übrig bleibt, sich mit dem Dichterwort zu trösten, wonach ein vollkommener Widerspruch gleich geheimnisvoll bleibt, für Kluge wie für Toren. Wer schon etwas länger dabei ist, dem fallen Namen ein wie Pawiment (1216:10), Acaio d´Aguilar (496:10), Days at Sea (304:19) oder Sharper (576:10), die es alle sensationell und auf weichem bis schwerem Boden zum Gruppe I-Sieger gebracht haben. Und fast 100 Jahre ist es her, seit Pan Robert, der König aller Außenseiter, am 26. Oktober 1924 auf der Rennbahn von Grunewald auf schwerem Geläuf das damals bedeutende Gladiatoren-Rennen zum Totokurs von 2248:10 gewann. Auch der Große Preis von Bayern hatte in seiner erst kurzen Münchener Zeit mit Guignol (337:10) schon einen Schocksieger zu verkraften gehabt. Am Sonntag nun, beim G1-Allianz Großen Preis von Bayern, kam eine weitere Überraschungssiegerin hinzu, denn mit Sunny Queen (237:10) gewann eine Stute, mit der kaum einer rechnen konnte.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Mensch gegen Pferd

    04. November 2020

    Zu den skurrilsten Wettbewerben, die der Mensch sich ausgedacht hat, gehört neben Schachboxen, Frauentragen und Zwergenwerfen auch der „Mensch-gegen-Pferd-Marathon“, der seit 1980 alljährlich in der walisischen Ortschaft Lanwrtyd Wells ausgetragen wird. Die Idee zu diesem Wettkampf entstand im örtlichen Wirtshaus „Neuadd Arms“ bei einem Streit über die Frage, ob ein Mensch über extrem lange Distanzen schneller sein könne als ein Pferd. Der praktische Beweis dieser inzwischen auch von der Wissenschaft anerkannten Tatsache ließ allerdings bis 2004 auf sich warten, bis der 27-jährige Londoner Huw Lobb nach der 35 Kilometer langen Strecke mit 2 Minuten und 37 Sekunden schneller war als alle Reiter. Neben der Prämie von 25.000 Pfund gewann er auch noch einiges an Wetten, denn auf den Sieg eines Menschen hatten die Buchmacher einen Kurs von 16:1 geboten. Zwei Jahre später konnte auch Dr. Florian Holzinger aus Ansbach alle Pferde schlagen.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Black Tuesday

    28. Oktober 2020

    Die Italiensehnsucht der Deutschen hat ja seit Goethes italienischer Reise und seinem schönen Gedicht über das Land, wo die Zitronen blühn, zunehmend Fahrt aufgenommen. Zunächst waren es die Bildungsbürger, die im 19. Jahrhundert in Scharen nach Rom und Florenz reisten, später dann ließ Rudi Schuricke bei Capri die rote Sonne im Meer versinken, und schließlich begeisterte sich die „Toskana-Fraktion“ für den in dieser Region angeblich vorherrschenden einfachen, gleichwohl gepflegten Lebensstil mit gutem Essen und Trinken und geschmackvoller Kleidung. Auch auf die italienische Vollblutzucht und den dortigen Rennsport blickte man lange mit Sympathie und Respekt, brachte er doch so Bedeutendes hervor wie Federico Tesio, Ribot und Frankie Dettori. Davon ist kaum noch etwas übrig geblieben. Der Niedergang des italienischen Rennsports begann an einem Dienstag, dem 27. Juni 1995, als die italienische Regierung beschloss, ein gut funktionierendes Wettsystem zu reformieren.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Heidis Welt

    21. Oktober 2020

    Nimmt man den Renntitel „Preis der Winterkönigin“ einmal wörtlich, dann kann man daraus folgern, dass die Regentschaft für die Siegerin nicht länger als einen Winter andauern wird. So wie es in der Geschichte tatsächlich einmal eine „Winterkönigin“ gegeben hat, der genau das passiert ist: Elisabeth Stuart, Enkelin der schottischen Königin Maria Stuart und Urahnin sämtlicher Monarchen Großbritanniens, trug diesen spöttisch gemeinten Titel als Gattin des „Winterkönigs“ Friedrich V. der Pfalz, der kurz vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges für nur einen Winter lang König von Böhmen war. Auch bei den Winterfavoritinnen des Galoppsports war seit längerem zu beobachten, dass sie ihre Krone nach nur einem Winter wieder haben abgeben müssen, weil Andere besser geworden sind. Blickt man auf die Siegerliste dieser wichtigsten Prüfung für zweijährige Stuten, dann war Quebrada im Jahre 1992 die Letzte, die danach ein klassisches Rennen gewinnen konnte, also die 1000 Guineas oder den Preis der Diana. Für die neue Winterkönigin Noble Heidi sind das in Hinblick auf klassische Ehren keine guten Aussichten, aber es gibt ja noch viele andere gute Rennen.

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    Kölsche Fantasie

    14. Oktober 2020

    Eines muss man den Kölnern ja lassen: das war schon eine geniale Idee, ihren „Oktober-Preis der Zweijährigen“ nach nur einem Jahr einen neuen Namen zu geben und das Rennen fortan „Preis des Winterfavoriten“ zu nennen. 1899 war das, im zweiten Jahr des Bestehens der Kölner Rennbahn. Winterfavorit – das hatte doch gleich einen ganz anderen Klang und setzte Fantasie frei, wie bei dem Kolumnisten der „Rheinischen Post“, der 1949 seine neue Bekanntschaft mit auf die Rennbahn nahm, nicht zuletzt weil dort auch die damals so beliebte Pelzmodenschau stattfand. Später rechnete er zusammen: „Drei Pelzmäntel 3500 Mark, Kaffee mit Kuchen im Teehaus 12,50 DM, Sektabendessen im Atelier 52 DM, Mittwoch treffen wir uns wieder 75 DM, Karneval hat sie rasend gern 860 DM, Ski ist ihre Leidenschaft 570 DM, Venedig ihr Traum 1300 DM, macht zusammen 6369,50 DM. Das wäre dann so für mich der Preis der Winterfavoritin.“

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Licht am Ende des Tunnels

    07. Oktober 2020

    Jetzt ist der Herbst da und man darf wieder Drachen steigen lassen, vor Kartoffelfeuern sitzen und am Strand den Hund von der Leine lassen. Der Herbst ist aber auch die Jahreszeit, zu der im Galopprennsport abgerechnet wird. Für den Handicapper bedeutet das, langsam eine Antwort auf die Frage nach der sportlichen Bilanz des Rennjahres zu geben. Okay – die Saison ist noch nicht ganz vorbei, mit dem Großen Preis von Bayern kommt noch ein Gruppe I-Rennen und für die Zweijährigen stehen noch große Prüfungen an. Bei den Dreijährigen aber, immer der wichtigste Jahrgang in unserem Sport, hat das vorige Wochenende weitgehend für Klarheit gesorgt, und zwar in einem eindeutig positiven Sinne. Wir haben uns zuletzt ja lange genug in Skeptizismus üben und zusehen dürfen, wie ein großes Rennen nach dem anderen durch zum Teil zweitklassige Pferde aus England, Frankreich und sogar Ungarn verloren gegangen ist. Lange hat man vergebens nach einem Pferd in der Nachfolge des so erfolgreichen Trios Iquitos, Dschingis Secret und Guignol Ausschau gehalten, von so großartigen Pferden wie Danedream, Novellist, Pastorius oder Sea The Moon ganz zu schweigen. Jetzt darf man langsam wieder hoffen, was einem Dreijährigen-Jahrgang zu verdanken ist, der – wenn nicht alles täuscht – der Beste seit langer Zeit ist.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Alles klassisch, oder was?

    30. September 2020

    Unter einem klassischen Rennen kann man ja Verschiedenes verstehen. Der Radsportler denkt an Mailand-San Remo, Paris-Roubaix oder die Flandern-Rundfahrt, der Motorsport-Fan eher an die 24 Stunden von Le Mans, die 500 Meilen von Indianapolis oder die Mille Miglia. Im Vollblutsport schaut man dabei auf die Klassiker German 1000 Guineas, Mehl-Mülhens-Rennen, Deutsches Derby, Preis der Diana und – das Deutsche St. Leger? Nach dem Sieg von Quian im RaceBets 136. Deutschen St. Leger vor zehn Tagen in Dortmund hat es – nicht zum ersten Mal – Diskussionen darüber gegeben, ob denn das St. Leger auch noch in diese Reihe gehört. Ein klassisches Rennen ist ja weder eine geschützte Marke, noch ist irgendwo (und schon gar nicht in der Rennordnung) definiert, was einen Klassiker ausmacht. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird man darunter etwas verstehen, was überregional bekannt ist, eine lange Tradition und eine hohe Qualität in sich vereint. Im Galoppsport hat man sich am englischen Vorbild orientiert, der Begriff des klassischen Rennens im heutigen Sinne hat sich in Deutschland aber nur langsam entwickelt.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Nicht von Pappe

    22. September 2020

    Der 1739 geborene Fürst Grigori Alexandrowitsch Potemkin war bekanntlich nicht nur der Favorit der Zarin Katharina, er hat der Legende nach auch die Attrappe in die Politik eingeführt. Nur Häuserfronten habe Potemkin errichten lassen und mit dieser Vorspiegelung seiner Herrscherin blühende Landschaften vorgetäuscht. Eine Legende, die, wie man inzwischen weiß, falsch ist, denn die Potemkinschen Dörfer waren echt und nicht von Pappe. So wie auch an dem inzwischen neunjährigen Wallach Potemkin im Besitz von Klaus Allofs und der Stiftung Gestüt Fährhof alles aus echtem Schrot und Korn ist. Am Sonntag gewann er in Mailand den G3-Premio Piazzale mit fast vier Längen Vorsprung. Für ein Rennpferd seines Alters eine herausragende Leistung.

Deutscher Galopp

Die neue Marke Deutscher Galopp (ehemals GERMAN RACING) bildet die große Dachmarke, unter der spannende Pferderennen und stimmungsvolle Veranstaltungen auf den deutschen Rennbahnen stattfinden. Gleichzeitig fungiert die Marke als Oberbegriff für den Galopprennsport in Deutschland.

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