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Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

Große Karriere nicht ausgeschlossen

25. April 2018

Das Züchten und Halten von Rennpferden ist eine riskante und unberechenbare Angelegenheit, wer wollte das bestreiten. Da verschwenden einige auf den großen Auktionen dieser Welt Hunderttausende oder gar Millionen an Jährlinge, die es später nicht einmal auf die Rennbahn schaffen oder, wenn doch, Mühe haben, das allerkleinste Rennen zu gewinnen. Andere dagegen ersteigern zum Preis eines Gebrauchtwagens der unteren bis mittleren Kategorie Pferde, die später Grupperennen gewinnen. Man muss eben nur zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Im Jahr 2016 war der rechte Zeitpunkt ohne Zweifel der 22. Oktober und der rechte Ort das Auktionsgelände der BBAG in Iffezheim. Denn dort, beim Sales & Racing Festival, war nicht nur die Schwarzgold-Siegerin Bützje für 5.500 Euro zu haben, sondern, für 16.000 Euro, auch Kronprinz, der am Sonntag das renommierte Dr. Busch-Memorial und damit das erste Grupperennen des Jahres für die dreijährigen Hengste gewann. Man kann nicht sagen, dass mit Kronprinz unbedingt zu rechnen war. Er brachte gute Formen aus zwei Auktionsrennen mit und Auktionsrennen sollten offensichtlich auch 2018 sein hauptsächliches Betätigungsfeld sein, denn bis vor ein paar Tagen beschränkten sich künftige Nennungen auf diese Art von Rennen. Inzwischen ist eine im Großen Preis der Wirtschaft am 24. Juni in Dortmund hinzugekommen. Im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen wird Kronprinz also nicht dabei sein, es sei denn, sein Besitzer riskiert 12.500 Euro für eine Nachnennung. 

In der Vergangenheit war der Sieger im Busch-Memorial fast immer ein gutes, manchmal sogar ein sehr gutes Pferd. Ob auch Kronprinz in diese Kategorien eingeordnet werden kann, bleibt abzuwarten. Ich habe dieses Busch-Memorial im Vorfeld mit einer gewissen Skepsis betrachtet, das Starterfeld schien mir nicht auf dem für dieses Rennen gewohntem Niveau. Verlauf und Ergebnis des Rennens hat diese Skepsis nicht völlig beseitigen können, so dass wir Handicapper bei der Einschätzung für Sieger und Platzierte erst einmal vorsichtig zu Werke gegangen sind. Ohne dass es dafür eine sichere Basis gibt, haben wir uns für Kronprinz auf 93 Kilo (Rating 106) geeinigt. Das ist der niedrigste Wert für dieses Rennen seit den 92,5 Kilo für Kaldono im Jahr 1999, als das Rennen in Hoppegarten gelaufen wurde. Allerdings: Ein Jahr später, wieder in Krefeld, kam auch der große Samum nur auf 93 Kilo. Man kann daraus schließen, dass sich ein niedriger Wert im Busch-Memorial und eine nachfolgend große Karriere nicht ausschließen. Lassen wir uns überraschen.

Video: Preis der SWK STADTWERKE KREFELD - Dr. Busch-Memorial (Gruppe III), Krefeld - Sieger: Kronprinz

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Ein anständiger Rennbericht hat mit dem Wetter zu beginnen. Das war in alten Zeiten eine nahezu eiserne Regel. Wer heute so etwas lesen will, findet das nur noch in den Archiven. Wie dies hier. 

„Im hellsten Frühjahrs-Sonnenglanze lagen die Tribünen von Hoppegarten, als der erste der Extrazüge die Schar der erwartungsvoll animierten Schaulustigen an der geschmückten Bahnhofshalle landete, gleich als ob der Frühling nur auf diesen Tag gewartet hätte. Mit seinen warmen Sonnenstrahlen, die er angenehm zu spenden so bereit war, schien er sagen zu wollen, hier darf ich nicht fehlen, hier liegt und bleibt doch der Schwerpunkt eures sportlichen Treibens. Und hat er nicht Recht?“      (Der Sporn, 3. Mai 1884)

Tja – hat er Recht? Nun, Hoppegarten ist heute, anno 2018, im 150. Jahr seines Bestehens, vielleicht nicht der Schwerpunkt des Galoppsports in Deutschlands, aber ganz gewiss wieder ein Schwerpunkt mit von Jahr zu Jahr steigender Bedeutung. Das Programm der beiden „Frühlings-Renntage“, die wettermäßig eher an den Hochsommer erinnerten, konnte sich jedenfalls ebenso sehen lassen wie der Publikumszuspruch.

Um diese Jahreszeit interessieren ja vor allem die Dreijährigen, in jedem dieser Rennen kann schließlich ein künftiger Star stecken. Und tatsächlich: es ist möglich, dass der eine oder andere sich in Hoppegarten angekündigt hat, wobei ich besonders an Chimney Rock, den Sieger des Debütantenrennens, und an die drei ersten aus dem Maidenrennen für Stuten denke, Felora, Realeza und Wonder of Lips. In Hinblick auf das Oleander-Rennen in vier Wochen galt dem Altano-Rennen am Samstag besondere Aufmerksamkeit, wo Sound Check als Sieger voll überzeugen konnte. Als Basis für die Rechnung bot sich hier der fünftplatzierte Berghain mit seinem aktuellen GAG von 87 kg an, dadurch kommt Sound Check wieder auf seine bisherige Bestmarke von 93,5 kg (Rating 107). Ich traue ihm aber noch mehr zu, die Gelegenheit dazu wird er sicher im Oleander-Rennen bekommen, dann vielleicht auch gegen internationale Gegner. Für einen Fünfjährigen ist Sound Check ja noch ein relativ frisches Pferd, erst 13 Mal gelaufen. Es sei daran erinnert, dass bei seinem Debütsieg als Zweijähriger Isfahan und Dschingis Secret unter den Geschlagenen waren. Als 29:10-Favorit wurde er im Preis des Winterfavoriten dann Fünfter.

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Kürzlich ist im irischen Cork ein Handicap mit einem Vorsprung von 33 Längen gewonnen worden. Der fünfjährige Wallach Allegio, der das in einem Meilenrennen gegen allerdings nur drei Gegner vollbrachte, ist mit einem Aufgewicht von 13 Pfund davongekommen und steht jetzt bei 101 (90,5 kg). Es war der Sieg mit dem größten Vorsprung in einem Flachausgleich in Irland in den letzten 20 Jahren. Für mich war das ein Anlass darüber nachzudenken, was denn der größte Vorsprung in einem Ausgleich auf der Grasbahn gewesen ist, dem ich während meiner Handicappertätigkeit begegnet bin. Im Gedächtnis geblieben sind mir drei Fälle: Northern Rock unter GAG 60,5 kg mit 15 Längen in einem Ausgleich 3 beim Frühjahrs-Meeting in Baden-Baden 2016 (Aufgewicht 7,5 kg); Abitara unter GAG 65 kg mit 14 Längen in einem Ausgleich 3 in Bremen im Jahr 2000 (Aufgewicht 6 Kilo); und Iquitos unter GAG 69 kg mit 11 Längen in einem Ausgleich 3 im Frühjahr 2016 in Baden-Baden (Aufgewicht 7,5 kg). Alle drei ließen sich durch Aufgewichte nicht aufhalten. Northern Rock brachte es schließlich auf 87,5 kg, Abitara auf 95 kg und Iquitos sogar auf 99 kg.

 

Wegen der Rennen am 1. Mai erscheint der Handicapper Blog in der nächsten Woche erst am Donnerstag.

Deutscher Galopp

Die neue Marke Deutscher Galopp (ehemals GERMAN RACING) bildet die große Dachmarke, unter der spannende Pferderennen und stimmungsvolle Veranstaltungen auf den deutschen Rennbahnen stattfinden. Gleichzeitig fungiert die Marke als Oberbegriff für den Galopprennsport in Deutschland.

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