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Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

Godolphin Pferde auf Siegeszug

15. August 2018

Kaiser Karl V. soll bekanntlich gesagt haben, dass in seinem Reich die Sonne nicht untergeht. In diesem Sinne könnte Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum (69) sagen, dass kein Tag vergeht, an dem nicht eines seiner Pferde in den königsblauen Farben des familieneigenen Rennstalles Godolphin über irgendeine Rennbahn dieser Welt galoppiert, womöglich sogar gewinnt. Im vorigen Jahr zum Beispiel kamen 607 Siege zusammen, im Jahr davor 597. Statistisch reicht das also für nahezu zwei Siege pro Tag. Godolphin-Rennställe gibt es in Dubai, England, Irland, Frankreich, Australien, Japan und in den USA. In Deutschland nicht, aber immerhin werden Godolphin-Galopper hier recht gerne einmal an den Start geschickt, was von anderen bedeutenden ausländischen Ställen so nicht mehr gesagt werden kann. Dass diese Pferde dann ab und an auch einmal gewinnen, muss hingenommen werden und dient nicht zuletzt als Standortbestimmung für unsere Rennpferde. Damit sieht es derzeit nicht so rosig aus, denn nach den jüngsten Niederlagen in München und jetzt auch in Hoppegarten müssen unsere Spitzengalopper Iquitos, Dschingis Secret & Co. erst einmal wieder ins zweite Glied rücken. War gegen Benbatl, der zu den zehn besten Rennpferden der Welt zählt, vor vierzehn Tagen in München kein Kraut gewachsen, so tat die Niederlage gegen Best Solution im 128. Longines Großer Preis von Berlin schon etwas mehr weh, denn man durfte sich schon einbilden, das Rennen im Lande halten zu können. Aber die Formkurve von Best Solution, im Vorjahr als Zweiter im Dallmayr-Preis und Fünfter im Großen Preis von Baden noch hinter den deutschen Pferden platziert, weist seitdem deutlich nach oben, auch wenn das im Rating noch nicht so deutlich zum Ausdruck kommen kann. Nach seinen beiden Niederlagen in Deutschland beendete Best Solution das Jahr 2017 mit einem Sieg in den G3-St. Simon Stakes in Newmarket, was ihm ein Rating von 115 (97,5 kg) einbrachte, eine Marke, die er während des Winters in Dubai und bei einem Sieg in einem G2-Rennen im Juli in Newmarket noch geringfügig auf 116 (98 kg) steigern konnte. 

Diese 98 Kilo haben wir auch bei seinem Sieg am Sonntag in Hoppegarten zugrunde gelegt. Das Fragezeichen hinter dieser Rechnung ist der zweitplatzierte Sound Check, der sich dadurch nicht unerheblich um 2 ½ Kilo auf jetzt 97,5 kg steigerte. Mit banger Hoffnung warte ich nun, ob er diese Leistung in einem seinen nächsten Rennen bestätigen kann. Er hat ja einen ganzen Sack voll Nennungen, der Große Preis von Baden, der sicher ein legitimes Ziel wäre, ist nicht dabei. Best Solution und auch Royal Youmzain dagegen haben eine Nennung für Baden-Baden (und auch für den Preis von Europa und den Großen Preis von Bayern), Best Solutions Ziele sollen aber eher in Australien liegen, von Caulfield- und Melbourne Cup ist die Rede

Video: 128. Longines Grosser Preis von Berlin (Gr. I), Berlin-Hoppegarten - Sieger: Best Solution

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Ich habe an dieser Stelle ja schon mehrfach über das moderne Zeitmessungs- und Tracking-System von Swiss Timing gesprochen, das in Hoppegarten im Einsatz ist. Leser, die das langweilt weil sie meinen, dass Zeiten im Galoppsport belanglos sind (davon gibt es erstaunlich viele), dürfen sich jetzt gerne anderen Dingen zuwenden. Für die Übrigen habe ich einige Details, die vielleicht doch nicht völlig ohne Belang sind. Dass das Rennen in gleichmäßigem Tempo gelaufen wurde, Royal Youmzain zwischen der 800- und 400-Marke stark beschleunigte und in diesem Abschnitt mit 23,61 Sekunden der Schnellste war, so wie Best Solution (23,13 Sekunden) auf den letzten 400 Metern, das konnte man schon durch optische Wahrnehmung ahnen. Es ist aber doch schön, dies auch schwarz auf weiß bestätigt zu bekommen. Daneben erscheinen mir die Daten für Windstoß interessant, der, wie jeder gesehen hat, sehr ausdruckslos lief und fast 13 Längen zurück als Vorletzter einkam. Ich meine damit nicht die Tatsache, dass er zu irgendeinem Zeitpunkt des Rennen einmal das Pferd mit der höchsten Geschwindigkeit gewesen ist (65,6 km/h) – das ist in der Tat irrelevant -, ich meine den Fakt, dass er nicht 2400 Meter gelaufen ist, sondern deren 2441,9 und damit 37,8 Meter mehr als der Sieger. Das ist doch eine ganze Menge, die dadurch zustande gekommen ist, dass sein Reiter ihn während des gesamten Rennens in dritter Spur galoppieren ließ. 37,8 Meter – das sind gut und gerne 15 Längen, also mehr als er im Ziel geschlagen war. Okay – ich weiß auch, dass Pferderennen nicht nur mit dem Metermaß entschieden werden, sondern vor allem durch den Einsatzwillen, oder wie man das sonst nennen soll. Aber vielleicht trägt diese Information etwas dazu bei, die Trübsal in seiner Umgebung über das Abschneiden etwas schneller vergehen zu lassen. Alle Daten zum Longines Großer Preis von Berlin gibt es hier.

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Alpha Centauri ist das unserer Sonne am nächsten gelegene Sternensystem und könnte beste Möglichkeiten für außerirdisches Leben bieten. Kinogänger kennen es vielleicht aus James Camerons Film Avatar. Es ist ein Stern erster Ordnung, was auch für das Pferd gleichen Namens gelten kann, für die dreijährige Stute Alpha Centauri, die sich nach ihrem rundweg überzeugenden Sieg im G1-Prix du Haras de Fresnay-Le-Buffard Jacques le Marois am Sonntag in Deauville endgültig an die Spitze der dreijährigen Rennpferde Europas, möglichweise sogar der Welt, gesetzt hat. Es war ihr vierter Gruppe-I-Sieg in Folge, ihr Rating wird voraussichtlich auf mindestens 124 (102 kg) steigen und sie wird damit auf einer Stufe mit dem US-Triple-Crown-Sieger Justify zu stehen kommen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Vollblutzucht Stuten mit derart großartigem Rennvermögen hervorbringen kann, also Stuten, die ihren männlichen Artgenossen turmhoch überlegen sind. Auch Deutschland kennt solche Stuten, ich denke nur an Schwarzgold oder Danedream. Daneben fallen mir Winx, Black Caviar, Zarkava, Zenyatta, Treve oder – aus früheren Zeiten - Goldikova und Miesque ein. Miesque ist die Urgroßmutter von Alpha Centauri, ihre Großmutter ist East of the Moon, und alle drei, also Miesque, East of the Moon und jetzt Alpha Centauri, gehören der Familie Niarchos an und haben den Prix Jacques le Marois gewonnen. Da passt es, dass die Familie Niarchos auch Sponsor dieses Rennens ist, der Gestütsname taucht im Renntitel auf.

 

Deutscher Galopp

Die neue Marke Deutscher Galopp (ehemals GERMAN RACING) bildet die große Dachmarke, unter der spannende Pferderennen und stimmungsvolle Veranstaltungen auf den deutschen Rennbahnen stattfinden. Gleichzeitig fungiert die Marke als Oberbegriff für den Galopprennsport in Deutschland.

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