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Blogeinträge

 
  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Heidis Welt

    21. Oktober 2020

    Nimmt man den Renntitel „Preis der Winterkönigin“ einmal wörtlich, dann kann man daraus folgern, dass die Regentschaft für die Siegerin nicht länger als einen Winter andauern wird. So wie es in der Geschichte tatsächlich einmal eine „Winterkönigin“ gegeben hat, der genau das passiert ist: Elisabeth Stuart, Enkelin der schottischen Königin Maria Stuart und Urahnin sämtlicher Monarchen Großbritanniens, trug diesen spöttisch gemeinten Titel als Gattin des „Winterkönigs“ Friedrich V. der Pfalz, der kurz vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges für nur einen Winter lang König von Böhmen war. Auch bei den Winterfavoritinnen des Galoppsports war seit längerem zu beobachten, dass sie ihre Krone nach nur einem Winter wieder haben abgeben müssen, weil Andere besser geworden sind. Blickt man auf die Siegerliste dieser wichtigsten Prüfung für zweijährige Stuten, dann war Quebrada im Jahre 1992 die Letzte, die danach ein klassisches Rennen gewinnen konnte, also die 1000 Guineas oder den Preis der Diana. Für die neue Winterkönigin Noble Heidi sind das in Hinblick auf klassische Ehren keine guten Aussichten, aber es gibt ja noch viele andere gute Rennen.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Kölsche Fantasie

    14. Oktober 2020

    Eines muss man den Kölnern ja lassen: das war schon eine geniale Idee, ihren „Oktober-Preis der Zweijährigen“ nach nur einem Jahr einen neuen Namen zu geben und das Rennen fortan „Preis des Winterfavoriten“ zu nennen. 1899 war das, im zweiten Jahr des Bestehens der Kölner Rennbahn. Winterfavorit – das hatte doch gleich einen ganz anderen Klang und setzte Fantasie frei, wie bei dem Kolumnisten der „Rheinischen Post“, der 1949 seine neue Bekanntschaft mit auf die Rennbahn nahm, nicht zuletzt weil dort auch die damals so beliebte Pelzmodenschau stattfand. Später rechnete er zusammen: „Drei Pelzmäntel 3500 Mark, Kaffee mit Kuchen im Teehaus 12,50 DM, Sektabendessen im Atelier 52 DM, Mittwoch treffen wir uns wieder 75 DM, Karneval hat sie rasend gern 860 DM, Ski ist ihre Leidenschaft 570 DM, Venedig ihr Traum 1300 DM, macht zusammen 6369,50 DM. Das wäre dann so für mich der Preis der Winterfavoritin.“

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Licht am Ende des Tunnels

    07. Oktober 2020

    Jetzt ist der Herbst da und man darf wieder Drachen steigen lassen, vor Kartoffelfeuern sitzen und am Strand den Hund von der Leine lassen. Der Herbst ist aber auch die Jahreszeit, zu der im Galopprennsport abgerechnet wird. Für den Handicapper bedeutet das, langsam eine Antwort auf die Frage nach der sportlichen Bilanz des Rennjahres zu geben. Okay – die Saison ist noch nicht ganz vorbei, mit dem Großen Preis von Bayern kommt noch ein Gruppe I-Rennen und für die Zweijährigen stehen noch große Prüfungen an. Bei den Dreijährigen aber, immer der wichtigste Jahrgang in unserem Sport, hat das vorige Wochenende weitgehend für Klarheit gesorgt, und zwar in einem eindeutig positiven Sinne. Wir haben uns zuletzt ja lange genug in Skeptizismus üben und zusehen dürfen, wie ein großes Rennen nach dem anderen durch zum Teil zweitklassige Pferde aus England, Frankreich und sogar Ungarn verloren gegangen ist. Lange hat man vergebens nach einem Pferd in der Nachfolge des so erfolgreichen Trios Iquitos, Dschingis Secret und Guignol Ausschau gehalten, von so großartigen Pferden wie Danedream, Novellist, Pastorius oder Sea The Moon ganz zu schweigen. Jetzt darf man langsam wieder hoffen, was einem Dreijährigen-Jahrgang zu verdanken ist, der – wenn nicht alles täuscht – der Beste seit langer Zeit ist.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Alles klassisch, oder was?

    30. September 2020

    Unter einem klassischen Rennen kann man ja Verschiedenes verstehen. Der Radsportler denkt an Mailand-San Remo, Paris-Roubaix oder die Flandern-Rundfahrt, der Motorsport-Fan eher an die 24 Stunden von Le Mans, die 500 Meilen von Indianapolis oder die Mille Miglia. Im Vollblutsport schaut man dabei auf die Klassiker German 1000 Guineas, Mehl-Mülhens-Rennen, Deutsches Derby, Preis der Diana und – das Deutsche St. Leger? Nach dem Sieg von Quian im RaceBets 136. Deutschen St. Leger vor zehn Tagen in Dortmund hat es – nicht zum ersten Mal – Diskussionen darüber gegeben, ob denn das St. Leger auch noch in diese Reihe gehört. Ein klassisches Rennen ist ja weder eine geschützte Marke, noch ist irgendwo (und schon gar nicht in der Rennordnung) definiert, was einen Klassiker ausmacht. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird man darunter etwas verstehen, was überregional bekannt ist, eine lange Tradition und eine hohe Qualität in sich vereint. Im Galoppsport hat man sich am englischen Vorbild orientiert, der Begriff des klassischen Rennens im heutigen Sinne hat sich in Deutschland aber nur langsam entwickelt.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Nicht von Pappe

    22. September 2020

    Der 1739 geborene Fürst Grigori Alexandrowitsch Potemkin war bekanntlich nicht nur der Favorit der Zarin Katharina, er hat der Legende nach auch die Attrappe in die Politik eingeführt. Nur Häuserfronten habe Potemkin errichten lassen und mit dieser Vorspiegelung seiner Herrscherin blühende Landschaften vorgetäuscht. Eine Legende, die, wie man inzwischen weiß, falsch ist, denn die Potemkinschen Dörfer waren echt und nicht von Pappe. So wie auch an dem inzwischen neunjährigen Wallach Potemkin im Besitz von Klaus Allofs und der Stiftung Gestüt Fährhof alles aus echtem Schrot und Korn ist. Am Sonntag gewann er in Mailand den G3-Premio Piazzale mit fast vier Längen Vorsprung. Für ein Rennpferd seines Alters eine herausragende Leistung.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Kein Hase und kein Plan B

    16. September 2020

    Der einst vom Galopprennsport geprägte Begriff des Pacemakers hat ja im Laufe der Zeit eine Bedeutungserweiterung erfahren. Zunächst sprang der Begriff über auf den Bahnradsport und die noch vor 50 Jahren so beliebten Steherrennen, in denen der Radrennfahrer (der Steher) hinter einem Motorrad im Windschatten über lange Distanzen fuhr und dabei hoffentlich nicht „von der Rolle“ kam. In der Medizin versteht man unter einem Pacemaker heute einen Herzschrittmacher und in der Leichtathletik einen Läufer oder eine Läuferin, die auf internationalen Sportfesten oder bei Rekordversuchen das Tempo bestenfalls so gestalten, dass am Ende das gewünschte Ergebnis herauskommt. Wegen ihrer aufopferungsvollenTätigkeit werden sie liebevoll „Hasen“ genannt. Ist der Hase selbst ein Rekordläufer, spricht man von einem „Edelhasen“. Sabrina Mockenhaupt hat das mal gemacht. Im Galopprennsport dagegen hat der Hase zuletzt an Bedeutung eingebüßt, vom Edelhasen ganz zu schweigen.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Veteranentreffen

    09. September 2020

    Der Begriff des Veterans findet ja über seine eigentliche Bedeutung innerhalb des Militärs hinaus auch Verwendung für Personen oder Sachen, die altgedient sind und sich über lange Zeit bewährt haben. So kommt – um ein Beispiel zu nennen – der VW-Bulli in seiner Größe so richtig erst beim alljährlichen Bulli-Veteranentreffen auf Fehmarn zur Geltung. Ähnliches kann für die zahlreichen Trecker- oder Motorrad-Oldtimertreffen gelten. Es gibt sogar einen „Veteranen-Fahrzeug-Verband (VFV)“, der Seminare und Workshops anbietet, bei denen die Mitglieder nicht nur fachgerechte Blechbearbeitung und andere technische Kniffe lernen können – auch abendliche „Benzingespräche“ sollen das individuelle Wissen erweitern. So steht es jedenfalls auf der Webseite des Verbandes.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Einfach der Beste

    26. August 2020

    Bei Sportveranstaltungen aller Art wird auch heute noch gerne Tina Turners Welterfolg „The Best“ aus dem Jahr 1989 abgespielt. „You are simply the best“ heißt es da im Refrain, „better than all the rest“. Am Mittwoch voriger Woche hallten diese Worte zusammen mit der zündenden Musik über das nahezu menschenleere Rennbahngelände von York, als der fünfjährige Hengst Ghaiyyath nach seinem grandiosen Sieg im G1-Juddmonte International als Sieger zur Waage zurückkehrte. Doch nicht nur dem Pferd, auch William Buick, seinem einstmals in Iffezheim in die Schule gegangenem Reiter, mochte das Lied gelten, der sein – man darf wohl sagen: Lieblingspferd – wieder einmal vom Start bis ins Ziel in Front liegend zu einem Gruppe I-Sieg gesteuert hatte, dem dritten in Folge.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Der Gender-Gap-Index

    19. August 2020

    Wissenschaftler der University of California haben in den 1990er-Jahren einmal die Entwicklung der Bestzeiten in fünf wichtigen olympischen Laufdisziplinen untersucht. Nachdem sie feststellten, dass die Frauen ihre Zeiten doppelt so schnell verbessert hatten wie die Männer, stellten sie die provokante Frage: „Werden die Frauen die Männer bald überholen?“ und prognostizierten, dass der Geschlechterunterschied im Marathon um die Jahrtausendwende bereits verschwunden sein würde. Nun – daraus ist bekanntlich nichts geworden, auch weil das schnelle Aufholen der Frauen zum Teil auf planmäßiges Doping zurückzuführen war. Marita Koch, Jarmila Kratochvilova und Florence Griffith-Joyner lassen grüßen, die Inhaberinnen der ältesten noch bestehenden Weltrekorde in der Leichtathletik. Der ewige Geschlechterunterschied im Sport wird wohl bestehen bleiben.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Fürstenberg-Rennen revisited

    12. August 2020

    Städte, Burgen, Schlösser und Berge, die Biermarke der Fürstenberg-Brauerei, die niedersächsische Porzellanmanufaktur und – das Fürstenberg-Rennen. Das war ursprünglich ein im August gelaufenes, immer international ausgeschriebenes Rennen nur für Dreijährige. 1880 wurde es erstmals in Baden-Baden unter dem Namen Preis von Iffezheim gelaufen und von 1900 bis 2009 dann als Fürstenberg-Rennen, in Gedenken an den ersten Präsidenten des Internationalen Clubs, Karl Egon Fürst zu Fürstenberg (1820-1892). In der Siegerliste tauchen große Namen auf: Oleander, der Derbysieger Alba, Masetto, Lombard, Lirung, Sternkönig und Wurftaube. Mit Carroll House hat sogar ein späterer Arc-Sieger gewonnen, und Tikkanen, der 1994 hinter Twen Zweiter war, gewann zwei Monate später den Breeders' Cup Turf. Nach dem Niedergang des Internationalen Clubs von Baden-Baden wurde es zwischen 2010 und 2017 unter wechselnden Namen in Düsseldorf, Hannover und Krefeld gelaufen, bis es schließlich vor zwei Jahren seinen Charakter völlig einbüßte, denn seitdem dürfen auch ältere Pferde dabei sein.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    "God Save the Queen"

    05. August 2020

    Ich habe an dieser Stelle schon mehrfach über Mark Twain gesprochen, der ja nicht nur ein großer Schriftsteller und Humorist war, sondern auch ein Freund des Galopprennsports. Auf seinen vielen Reisen ließ er kaum eine Gelegenheit aus, einen Rennplatz zu besuchen. Er hielt sich übrigens auch längere Zeit in Berlin auf und schrieb später über seine Versuche, Deutsch zu lernen, einen witzigen Aufsatz mit dem Titel „Die schreckliche deutsche Sprache“, in dem er mit bissigem Humor deren Absonderlichkeiten beschrieb: kilometerlange Wörter; Sätze, bei denen nach einer Viertelstunde ganz zum Schluss das Verb kommt „und hinter das Verb stellt der Verfasser noch haben sind gewesen gehabt haben geworden sein.“ Er hat auch viel für die Anreicherung des Zitatenschatzes getan, aus dem hier folgendes Beispiel ans Licht geholt sei: „Es wäre nicht gut, wenn einer dächte wie der andere – denn nur weil es verschiedene Meinungen gibt, gibt es auch Pferderennen.“

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Bestmarken auf Bewährung

    29. Juli 2020

    Kaffee ist ja der Deutschen Leibgetränk, mehr als 160 Liter trinken sie davon pro Kopf und Jahr. Das sind knapp vier Tassen pro Tag, aber Kaffee ist ja nur schädlich, wenn einem ein ganzer Sack davon aus dem fünften Stock auf den Kopf fällt. Das sagte jedenfalls Albert Darboven einmal. Mein Lieblingscafé in der Gegend, wo ich wohne, ist das Ahoi, eine kleine Kaffeebude am Niendorfer Hafen, wo noch selbst geröstet wird. An den großen Kaffeemarken ist Ahoi natürlich nicht zu messen, wobei auffällt, dass Unternehmen wie Darboven, Tchibo oder Jacobs alle starke Verbindungen zum Pferderennsport aufweisen oder einmal aufgewiesen haben. Und natürlich auch Dallmayr, das mehr als 300 Jahre alte Delikatessenhaus mit Stammsitz in der Dienerstraße im Herzen Münchens, unweit des Marienplatzes und des Nationaltheaters. Kaffee ist erst seit 1933 Teil des Dallmayr-Sortiments, seitdem der damals 19 Jahre alten Bremer Kaffeekaufmann Konrad Werner Wille einem Ruf nach München folgte und dort die Kaffeesparte aufbaute.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Schnutenpulli und Fiebermessen

    15. Juli 2020

    „Alles anders!“ Dieser Satz trifft in Corona-Zeiten ja auf alles Mögliche zu. Also auch auf das Derby. Schnutenpulli (norddeutsch für Mund- und Nasenschutz), Abstand halten, Selbstauskunft und Fiebermessen. Keine Zuschauer. Oder fast keine, jedenfalls. Nur einige hundert Menschen waren beim 151. IDEE Deutschen Derby 2020, das als „Corona-Derby“, wahlweise „Geister-Derby“, in die Geschichte eingehen wird. Das hatte zur Folge, dass man nahezu jeden persönlich kannte. Die Begrüßung erfolgte entsprechend den Vorgaben des „Deutschen Knigge-Rates“ verbal und auf Abstand, bei guten Bekannten auch schon mal durch den „Elbow-Bump“, aber Vorsicht – nur wenn vorher nicht in den Ellenbogen hineingehustet wurde. Die Corona-Polizei patroullierte auf der Bahn, bis auf leichte Ermahnungen gab es keinen Grund zum Einschreiten.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    „Gewinnen ohne nachzudenken“

    08. Juli 2020

    "Winning without thinking". Unter diesem Titel, der sich mit „Gewinnen ohne nachzudenken“ ins Deutsche übersetzen lässt, erschien vor einiger Zeit in England ein „Definitiver Leitfaden für Pferdewettsysteme“. Ich bin nicht sicher, ob das Buch sich gut verkauft hat, die Botschaft ist vielleicht doch etwas simpel. Andererseits sind Wett- und Spielsysteme für viele Menschen seit jeher ein Faszinosum, besonders dann, wenn sie mit dem Adjektiv „todsicher“ in Verbindung gebracht werden. Früher waren die Leute in dieser Beziehung wohl leichtgläubiger als sie es heute sind, denn ansonsten wären Anzeigen wie diese im „Hamburger Fremdenblatt“ aus dem Jahre 1910 kaum denkbar gewesen: „Sportsmen! Ein offenes Derby kommt am Sonntag zum Austrag. Bei meiner persönlichen Anwesenheit in Hamburg erfahre ich von authentischer Seite aus allererst informierten Kreisen den Sieger. Herren, denen dran liegt, diesen zu erfahren, sowie am Montag den garantiert todsicheren Sieger des Renard-Rennens, wollen sofort zehn Mark einsenden. O.Czech, Berlin, Neanderstr. 1.“

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Ruhiger schlafen

    01. Juli 2020

    „Nennungsschluss heißt der zur festgesetzten Stunde erfolgende Schluss der Anmeldungen für ein Rennen“, stellte schon Victor Silberer 1890 in der zweiten Auflage seines Turflexikons fest, „er muss bei jeder solid geleiteten Concurrenz mit größter Pünktlichkeit und auf die Minute erfolgen.“ Nun – seitdem ist viel passiert in der Welt und auch ein verpasster Nennungsschluss hat heute nicht mehr derart fatale Konsequenzen wie noch 1996, als der damalige Trainer der Pferde des Gestüts Röttgen die Derbynennungen einen Tag zu spät einreichte und so unter anderem den ausgezeichneten Hengst Ungaro um eine aussichtsreiche Teilnahme am Deutschen Derby 1997 brachte. „Nachnennung“ heißt das Zauberwort, das Trainer heutzutage ruhiger schlafen lässt und das Vergesslichkeit oder Fehleinschätzungen heilen kann, wie noch kürzlich bei den German 1000 Guineas erfolgreich praktiziert.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Nach vorne gesprungen

    24. Juni 2020

    Die Zahl hundert nimmt in unserem Kulturkreis eine besondere Stellung ein. Sie markiert die äußerste Lebensdauer eines Menschen, bezeichnet nach der Skala von Anders Celsius den Siedepunkt des Wassers, und in der Grundschule lernen die Kinder seit Adam Rieses Rechenbuch als erstes das bis 100 reichende kleine Einmaleins. Im Übrigen gilt hundert als „runde“ Zahl und steht als Synonym für eine lange Zeit. So mussten denn sogar 101 Jahre vergehen, ehe zum 100. Male die deutschen 1000 Guineas gelaufen werden konnten, denn 1945 und 1946 fiel das Rennen aus. Es hat diverse Namenswechsel hinter sich, am Anfang hieß es Kisasszony-Rennen, danach Schwarzgold-Rennen, Arag-Preis und Henkel-Rennen, bis es jetzt den recht einfallslosen und für den Außenstehenden rätselhaften Namen „German 1000 Guineas“ trägt, dem seit ein paar Jahren der Name des Sponsors Wempe zugesellt wurde. Seine Bestimmung ist aber über die Zeitläufte hinweg bestehen geblieben, denn es soll als „klassisches Rennen“ die beste dreijährige Stute über die Meilendistanz ermitteln.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Pegasus bleibt im Stall

    17. Juni 2020

    Der Pegasus ist bekanntlich das geflügelte Pferd in der griechischen Mythologie, das nicht nur alle wahren Dichter als Sinnbild der Dichtkunst reiten, es wird auch gerne als Symbol für Geschwindigkeit verwendet. Schon Cicero hat in einer frühen Rede den Pegasus als Inbegriff der Schnelligkeit gepriesen, eine amerikanische Trägerrakete trägt seinen Namen, und nicht zuletzt verspricht der legendäre Laufschuh „Pegasus 37“ von Nike „Leichtigkeit und Schnelligkeit, die zu einer rasanten Einheit verschmelzen“ – so jedenfalls der Hersteller. Unter den heutigen deutschen Rennpferden darf am ehesten in Wonderful Moon ein Pegasus vermutet werden, enteilte er doch zuletzt seinen Gegnern, als seien ihm Flügel gewachsen. Und so war man auch zum G2-Sparkasse KölnBonn-Union-Rennen auf ein Spektakel vorbereitet, doch für diesmal blieb der Pegasus im Stall – Wonderful Moon hatte seine Flügel abgeworfen und erschien in seiner ursprünglichen Gestalt als gewöhnliches Rennpferd.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Gen STX17 auf Chromosom 25

    10. Juni 2020

    Weiße Pferde üben schon seit mehr als tausend Jahren eine besondere Faszination auf die Menschen aller Kulturkreise aus. Das liegt vermutlich auch an dem seltsamen Wandel, den sie durchmachen, denn alle Schimmel kommen farbig zur Welt und werden erst später weiß. Lange Zeit gab es keine wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen, bis im Jahre 2008 eine Forschergruppe der Universität Uppsala um Professor Leif Andersson im Wissenschaftsjournal „Nature Genetics“ das Geheimnis lüftete: Das Weißwerden der Pferde ist nicht etwa, wie bis dahin vielfach angenommen, auf eine krankhafte Pigmentstörung zurückzuführen, sondern auf eine Mutation – die Verdoppelung des STX17-Gens auf Chromosom 25, dem sogenannten „Grey-Gen“.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    „Ein Pferd galoppiert mit seiner Lunge, hält durch mit seinem Herzen und gewinnt mit seinem Charakter“

    03. Juni 2020

    Pfingsten ist ein unterschätztes Fest. Das schrieb Heribert Prantl am Wochenende in der „Süddeutschen Zeitung“ und schob die mangelhafte Popularität des Festes auf die Tatsache, dass man zu Pfingsten außer vielleicht einem Strauß Pfingstrosen keine Geschenke zu erwarten hat. Das hat auch schon Bert Brecht bemängelt, als er kalauerte: “Pfingsten sind die Geschenke am geringsten. Während Ostern, Geburtstag und Weihnachten was einbrachten“. Nun ja – der Galoppsportfreund muss Prantl natürlich recht geben, denn während er (also der Galopperfreund, nicht Prantl) zu Weihnachten mit Handicap-Sport der Güte Knecht-Ruprecht-Rennen vorlieb nehmen muss und sich an so manchem Osterfest schon bei kaltem Nordostwind in seine Winterjacke gehüllt hat, ist Pfingsten bekanntlich das „liebliche Fest“, zu dem bei meist schönstem Frühlingswetter immer großer Sport geboten wird. So wie diesmal mit dem Diana-Trial am Sonntag und dem Mehl-Mülhens-Rennen am Montag, beides Rennen der Gruppe II.

  • Blog: Chefhandicapper Harald Siemen

    Der Vorhang zu und alle Fragen offen

    27. Mai 2020

    Der eine oder andere wird sich vielleicht noch an das alte „Literarische Quartett“ erinnern, mit Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek und Sigrid Löffler. Eine Sendung im ZDF, die auch für den literarisch nur mäßig Interessierten durchaus vergnüglich sein konnte, denn es wurde oft wild hin und her diskutiert und zum Schluss blickte der unvergleichliche Reich-Ranicki jedes Mal in die Kamera und verkündete: „Und am Ende sehen wir betroffen / den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ Dieses Brecht-Zitat wird gelegentlich verwendet, wenn eine Sache ohne eindeutiges Ergebnis bleibt oder irgendwie sonst unbefriedigend verläuft und passt daher auch ganz gut zum Resultat des G3-Racebets.de-Derby Trials am Sonntag in Iffezheim. Da hatte man gehofft, dass sich endlich einmal ein neuer Gegner für den großen Derbyfavoriten Wonderful Moon zeigt, und dann dies: Die beiden Pferde mit dem höchsten GAG im Starterfeld werden Letzter und Vorletzter und vorne gewinnt mit Soul Train der einzige Teilnehmer ohne Derbynennung. Für Near Poet und Palao, die beiden Letzten, wurden im Nachhinein zwar gesundheitliche Gründe für das Versagen genannt, aber das mag vielleicht den Besitzern etwas Hoffnung zurückgegeben – dem Handicapper hilft das bei seiner Entscheidung, wie er den Sieger und damit das ganze Rennen bewerten soll, nicht weiter.

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Die neue Marke Deutscher Galopp (ehemals GERMAN RACING) bildet die große Dachmarke, unter der spannende Pferderennen und stimmungsvolle Veranstaltungen auf den deutschen Rennbahnen stattfinden. Gleichzeitig fungiert die Marke als Oberbegriff für den Galopprennsport in Deutschland.

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