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Catharina Falch über ihre Abeit als pferdeunterstützter Coach

Von der Rennbahn direkt ins Herz - Ex-Rennpferde als Seelenscanner

29. Januar 2021

Härte, Schnelligkeit und Ausdauer – das zeichnet das Englische Vollblut primär aus. Seit jeher wird das Vollblut wie keine andere Rasse so konsequent durch Leistung selektiert. Entscheidend für die Zucht ist vor allem die Rennleistung. Der Charakter der Vollblüter soll voller Temperament und Leistungsbereitschaft sein. Doch wer hätte gedacht, dass Pferde mit diesem Zuchtziel ein so sensibles und feinfühliges Wesen haben, wie es das englische Vollblut entwickelt?

Die Eignung von Vollblütern als Reitpferde und als Zuchtveredler anderer Rassen ist unumstritten. Nicht nur im Vielseitigkeitssport – auch im Westernreiten, Springreiten, der Dressur und im Freizeitbereich sind die Pferde nicht wegzudenken.

In unerfahrenen Händen, sagt man, haben sie jedoch nichts verloren.
Meine Vollblüter setze ich genau dort ein - In gänzlichen pferdeunerfahrenen Händen. Sie arbeiten mit Menschen, die größtenteils noch nie zuvor ein Pferd gestreichelt haben. Und ich kann mir keine bessere Rasse für dieses Einsatzgebiet vorstellen. Meine Vollblüter unterstützen mich in meiner Arbeit als Coach.

Über die Autorin
Mich begeistern die faszinierenden Vollblüter auch deshalb, weil ich mich in ihrem Charakter gespiegelt fühle. Dieser unbedingte Willen, etwas zu leisten, gepaart mit der außerordentlichen Empathie und Sensibilität ist etwas, das ich auch in mir wiederfinde.
2013 wurde ich in einem Interview für das Magazin „Westernreiter“ gefragt was mich besonders macht. Ich antwortete damals, dass ich für andere die Sonne scheinen lassen kann.
Heute habe ich einen nachhaltigeren Weg gefunden als „die Sonne scheinen zu lassen“. Im pferdeunterstützen Coaching unterstütze ich Menschen dabei, ihre eigene Sonne ganz aus intrinsischer Kraft heraus strahlen zu lassen.

Pferdeunterstützes Coaching
Coaching ist eine Begleitung bei der Analyse und Interpretation von dem, was meine Klienten, die Coachees, mitbringen. Coaching ist keine Beratung, es gibt weder Handlungsanweisungen noch -empfehlungen. Es handelt sich dabei um Hilfe zur Selbsthilfe. Wer in ein pferdeunterstützes Coaching kommt, muss nicht in seiner Vergangenheit wühlen und keinen seelischen Striptease hinlegen. Denn das Pferd reagiert unmittelbar auf unbewusste Blockaden oder hemmende Gedanken.

Fast jeder meiner Kunden kommt mit Themen oder Problemen, die die Spitze eines Eisberges markieren. Vielen ist dies auch bewusst und sie versuchen in der Vergangenheit nach Erklärungen zu suchen. Durch Gespräche, systemische Übungen und Techniken, die zum Teil auch in der Psychotherapie angewendet werden, nähern wir uns im Coaching dem Kern des Problems. Das Pferd, das das Coaching am Strick oder frei begleitet, reagiert währenddessen immer wieder auf Spannungen und Emotionen und gibt so wertfreie Impulse, die schnell auf die eigentlichen Wendepunkte hinweisen. Durch diese ungefilterten Hinweise des Pferdes erreichen wir sehr zügig die Ursachen und wahren Blockaden, die das Ursprungsthema, die „Spitze des Eisberges“, verursachen. An diesem Punkt angekommen können wir die wertvolle Zeit nutzen, um Lösungen zu erarbeiten.
Manchmal ist das Pferd auch „nur“ als Stütze anwesend. Man darf überrascht sein, wie viele gestandene Männer schon ihre Hände im warmen Fell der Tiere versenkt haben, wenn sie von ihren Emotionen überrascht wurden und die Tränen nicht mehr zurückgehalten werden können. Wie viele starke Frauen, die immer alles im Griff haben, plötzlich ihre Wut in Schwäche auflösen und so ihr Potential freilegen, um gesund noch stärker zu werden. Man darf aber auch darüber überrascht sein, wie sehr sich die Körpersprache der Menschen verändert. Wie kleine Menschen groß werden, wie leise Menschen laut, und laute Menschen leise werden. Es ist ein beeindruckender Prozess, den ich mit meinen Pferden in den Menschen auslösen kann.
Neben dem direkten Weg zum Kern eines Themas, den das Pferd ermöglicht, gibt es noch einen weiteren entscheidenden Vorteil. Die Situationen, die im Coaching mit den Tieren entstehen, schaffen Bilder, die uns Menschen sehr gut im Gedächtnis bleiben. So sind die, im verbalen Teil des Coachings erarbeiteten Vorsätze und Gefühle immer untermauert und können auch nach dem Coaching gut erinnert und reaktiviert werden.

Mein Weg zum Traumberuf
Schon vor meiner Karriere in der Energiewirtschaft wagte ich einen Versuch mich beruflich mit Pferd zu entwickeln und arbeitete in einem Trainingsstall für Reiningpferde. Dort merkte ich rasch, dass eine Karriere im Reitsport für mich nicht in Frage kommen würde. Ich fokussierte mich auf das, was ich am liebsten mache: etwas verändern. Als Projektentwicklerin für erneuerbare Energien konnte ich mit Menschen gemeinsam an einem der entscheidendsten Themen unserer Zeit mitwirken, der Energiewende. Obwohl ich meine Arbeit als wertvoll und sehr interessant einstufte, merkte ich bald, dass mich mein Beruf nicht erfüllte. Es war nicht mein Traumjob. Ich wollte zurück zu der Arbeit mit Tieren und Menschen. Doch mit einem anderen Ansatz, denn ich wollte ganz sicher nicht zurück in den Reitsport.
Heute arbeite ich als Coach und begleite Menschen bei ihrer ganz persönlichen Wende. Ich unterstütze Menschen dabei, ihre Persönlichkeit zu verstehen und zielführend einzusetzen. An meiner Seite arbeitet ein Pferd, mein Co-Coach.

Meine Vollblüter
Als stolze Besitzerin eines Quarter Horses, traf mich die Faszination Vollblut etwas unerwartet. Wie viele andere, die nicht aus dem Rennsport kommen, kannte ich hauptsächlich die Vorurteile über schreckhafte und nervöse Tiere. Völlig ungeeignet also für den Einsatz als Coachingpferd.
Auf der Suche nach einem zukünftigen Polopferd für meinen Mann stießen wir dann auf Damon Gibs. Der 2013 geborene Wallach zog kurz nach seinem letzten Rennen bei uns ein. Wir wussten nicht was uns erwartet mit einem Rennpferd im Stall und waren überrascht von dem Vertrauen und der Ruhe, die der damals Fünfjährige mitbrachte. Auch um zu validieren, was wir nun von der Rasse zu wissen meinten, zog kurz darauf die 2015 geborene Cantate ein. Auf eine völlig andere Art und Weise bestätigte sie uns das große Herz der Rasse.
Natürlich benötigten die Beiden Zeit, sich an uns, die neue Haltung in einem Bewegungsstall und das veränderte Arbeitspensum zu gewöhnen. Doch schon nach einigen Monaten konnte ich mit beiden Pferden coachen. Das ist deshalb verwunderlich, weil ich zumeist Menschen coache, die zuvor noch nie ein Pferd aus der Nähe gesehen haben. Es passieren kuriose Dinge während der Coachingeinheiten. Menschen fangen plötzlich an wie wild um sich herum zu fuchteln, beginnen zu tanzen, laut zu lachen oder zu schreien, wedeln mit raschelnden Materialien oder stürzen sich um den Hals der Tiere und beginnen zu weinen. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die als so schreckhaften Tiere bekannten Pferde in so kurzer Zeit zu solch toleranten Wesen wurden, die all solche Situationen tolerierten.
Als später der elegante Schimmelwallach Danish King zum Verkauf stand zögerten wir nicht lange. Wir widersetzten uns allen gut gemeinten Ratschlägen, kein Pferd zu erwerben, dass viele Rennen gelaufen ist und nahmen ihn, nach seinen über 30 Renneinstätzen, mit nach Hause. Auch er beginnt nun, nach etwas über einem Jahr Tapetenwechsel, seine Karriere als Co-Coach.

Vollblüter im Vergleich
Neben unseren drei Vollblütern coache ich auch noch mit Vertretern anderer Rassen. Ich bin der Meinung, dass sich verschiedenen Pferde für verschiedenen Themen eignen. So ist meine Quarter Horse Stute zum Beispiel sehr gut für Kommunikationsthemen geeignet, während sie an emotionalen Themen wenig Anteilnahme zeigt.
Die Vollblüter scheinen mir, ganz im Gegensatz, immer wieder am meisten Interesse an den persönlichen Themen der Kunden zu haben. Mit Ihrem aufmerksamen Auge und ihrem riesigen Herz entgeht ihnen nichts in ihrem Umfeld. Jede Regung wird sensibel wahrgenommen und in intelligente Reaktionen umgesetzt. Sie vertrauen, sind vertrauensvoll und überraschend empathisch. Es scheint, als würden sie unbedingt eine Wende zum Guten in unseren Klienten hervorrufen wollen. Dafür geben sie zuweilen auch mal einen Schubs in die richtige Richtung.

Der „Happy Place Bayern“
Zusammen mit meinem Mann betreibe ich den „Happy Place Bayern“. Ein Ort, an dem Menschen für einige Zeit und von unseren Vollblütern unterstützt, völlig neutral fühlen können. Allein auf einem Hügel gelegen und mit einer fantastischen Aussicht in das Voralpenland und die Alpen gesegnet, eignet sich der Ort perfekt, um zur Ruhe zu kommen. Die stetige sanfte Brise regt die Atmung an und hilft, sich seinen Ängsten zu stellen. Alles was an unserem Happy Place stattfindet, soll wertfrei sein, denn nur so kann unseres Erachtens ungehemmte Entwicklung stattfinden.
Im April dieses Jahrs wird auch die Ausbildung der AHAA Manufaktur zum pferdeunterstützen Coach dort stattfinden. Die AHAA Manufaktur ist der führende Ausbildungsanbieter für pferdeunterstütze Coaches in der Schweiz. Über ein Jahr hinweg lernen die Auszubildenden die Technik und Methode des Coachings sowie den Einsatz der Pferde in diesem Bereich.

Für mich geht hier der Traum in Erfüllung, mein Wissen teilen zu dürfen.

 

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