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Pessemona avanciert beim erst dritten Start zur Listensiegerin

Ein Mammut-Montags-Programm am Raffelberg

Mülheim 24. August 2020

Es war ein im bundesdeutschen Turf an sich ungewöhnlicher Termin: ein Montag. Dazu gab es am Mülheimer Raffelberg ein veritables Mammutprogramm mit nicht weniger als 12 Rennen, von denen die letzten fünf Leistungsprüfungen im Übrigen via PMU zum französischen Abendwettprogramm zählten. Darunter auch der RaceBets Stutenpreis, ein Listenrennen für dreijährige und ältere Stuten.

Normalerweise zählt es als Hoppegartener Stutenpreis zum Berliner Galoppkalender, doch im weitesten Sinne „coronabedingt“ gelangte es jetzt nach Mülheim, wie auch der heutige montägliche Renntag gewissermaßen der Pandemie geschuldet war. Denn durch die zeitliche Verschiebung der Baden-Badener Großen Woche nach hinten musste plötzlich der Kölner Renn-Verein einen neuen Austragungstag für seinen Preis von Europa finden. Wofür er glücklicherweise Schützenhilfe von den Mülheimern bekam, die den ihnen zustehenden 15. August an die Domstädter abtraten. Alternativ veranstaltete der Rennclub Mülheim a. d. Ruhr nun heute, mit nebenbei 300 geladenen Zuschauern. Den veritablen sportlichen Leckerbissen auf seiner großen Karte, der dank der französischen Gaststute No Tinc Por sogar ein internationales Ereignis wurde, sicherte sich zu vergleichsweise später Stunde dann die dreijährige Pessemona von Litex Commerce gegen Americana und Flamingo Girl.

Dass die Stute im Kölner Stall von Trainer Miltcho Mintchev einen hohen Stellenwert besitzt, ließ sich vor dem Mülheimer Hauptereignis allein schon an den Nennungen ablesen, die jüngst erst für die War-Comand-Tochter abgeben worden waren. Startberechtigt ist sie nämlich sowohl im Großen Preis von Berlin als auch im Großen Preis von Bayern, also zwei absolute Gruppe-I-Hochkaräter der kommenden Herbstsaison. Eddy Pedroza übernahm mit Pessemona gleich die Spitze, was insofern schon einmal positiv für Ross und Reiter war, als sie somit vollkommen unberührt blieben von ein paar kleineren Turbulenzen im ersten Bogen.

Und vorne konnte der Mann aus Panama dann auf dem weiteren Weg seiner Stute alles passend und störungsfrei einteilen, um sich dann in der Geraden von allen Gegnerinnen schnell zu verabschieden. Ohne auch einen Moment nur gefährdet zu sein, strebte die Dreijährige bei ihrem erst dritten Start im Rhythmus eines Uhrwerks in Richtung Ziel. Was sich hinter ihr abspielte, besaß lediglich Relevanz für die Plätze. Doch verdienen es die guten Schlussszenen von Americana und Flamingo Girl, durchaus herausgestellt zu werden. Nur eine Nase entschied zwischen beiden für Platz zwei oder drei, während die außen nachrückende Französin No Tinc Por noch an Snow, die kein ganz so sauberes Rennen hatte, vorbeikam und bis auf Platz vier vordrang.

Mit einem Toto-Paukenschlag hatte der Renntag übrigens angefangen, und nach dem Preis von wettstar.de dachten einige sicher an den legendären und unvergessenen ARD-Mann Addi Furler zurück. Der hatte einst mal dem Spruch kreiert: kleine Felder, große Gelder. Bestätigt wurde seine Turf-Weisheit nun mal wieder nach dem Sieg des zweijährigen Aribeau, den Trainer Toni Potters für Marle Haller gesattelt hatte und der unter Clement Lecoeuvre seinen nur drei Gegnern komplett den Scheid abkaufte. Und alle, die ihm ihr Geld anvertraut hatten, durften sich über eine Siegquote von 15,2:1 freuen. Aribeau sei bei seinen ersten und nicht ganz so auffälligen Starts zweimal klar unter Wert gelaufen, resümierte der Trainer nach seinem nahezu Start-Ziel-Erfolg über den Favoriten Danelo sowie Atyllus und Lokalmatador Souldream. Jetzt geht’s mit ihm wahrscheinlich in Richtung Baden-Baden zum Ferdinand Leisten-Memorial.

Der Erfolg der Schimmelstute Leopoldina kam gleich danach dagegen alles andere als unerwartet, selbst wenn der Schlenderhaner More No Never im Preis der Dr. Starke Chemische Industrie und Mineralöl GmbH als klarer Favorit gehandelt wurde. Was sicherlich nicht unbegründet war, doch entpuppte sich Leopoldina, die Mitte des Einlaufs längst alles in trockenen Tüchern hatte, als eine Nummer zu groß für ihn. Dass die Sepoy-Tochter des Rennstalles Darboven in nächster Zeit sich auch einmal auf Listenebene versuchen könnte, wollte ihr Trainer Henk Grewe zumindest nicht ausschließen. Als Dritte bot die Rechnungsfavoritin Sound Machine immerhin mal wieder einen Ansatz. Dahinter gelangte Lagune noch auf Rang vier; sie war die Partie aus dem Hintertreffen angegangen.

Weiter ungeschlagen bleibt auch nach dem zweiten Start in ihrer noch jungen Laufbahn die zweijährige Röttgenerin Shila, die schon in Hamburg beim Derby-Meeting mit einem mehr als ordentlichen Debütsieg einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Nun, im Gestüt Niederrhein – Berberis-Rennen, war sie ein weiteres Mal nicht zu bezwingen, wobei Maxim Pecheur die Lord-of-England-Tochter sofort nach vorne brachte und sie folglich die gesamte 1.500-Meter-Distanz mit der Nase im Wind absolvierte. Ihr leichter Erfolg wiegt umso mehr, als Shila in der zweiten Tagesprüfung für den Jahrgang 2018 zwei Kilo mehr zu tragen hatte als ihre vier Gegnerinnen. Was sie in der Tat problemlos kompensierte und mithin der mit einigen Vorschusslorbeeren gesattelten Debütantin Kaliyah nicht den Funken einer Chance ließ. Diese hatte ihrerseits indes den Ehrenplatz früh erobert, während sich dahinter Shilas Stall-, Zucht- und Trainingsgefährtin Ankunft knapp gegen die gut endende Modulation für das dritte Geld behauptete. Auch für Shila könnte es in Kürze in Richtung Baden-Baden gehen, und zwar zum Wackenhut Mercedes Benz-Preis Zukunftsrennen, der wichtigsten Zweijährigenprüfung des Meetings.

Nach dem 80 Jahre Uwe Ostmann-Rennen waren Trainer Henk Grewe und Jockey Andrasch Starke die ersten Doppelsieger im Rahmen der 12-Rennen-Karte. Es sorgte dafür der Wallach Arineo, der erst kurz bei Henk Grewe in Obhut ist und von seiner Besitzerin Ulrike Timmermann am Führzügel auf die Bahn gebracht worden war - und dann natürlich mit einem strahlenden Lächeln wieder vom Geläuf abgeholt wurde. Im Prinzip gab es bereits eingangs zur Geraden kaum noch Zweifel daran, dass der Areion-Sohn diesmal alle seine letzten Vorformen überbieten und gewinnen würde. Nichtsdestotrotz gefiel der Schlussakkord von Townie Mac, der sich noch Platz zwei vor den keineswegs weit dahinter folgenden Gainsborough Hat und Tikthebox sicherte.

Ein echter Kantersieg

1,10:1 lautete die Siegquote für Blanche Doree nach dem Preis von ONEXTWO.de, was schon alles sagt über die klare Favoritenstellung der Stute, die noch nicht allzu lange am Mülheimer Raffelberg im Stall von Marian Falk Weißmeier zu Hause. Sie zählt zum inzwischen hier angesiedelten größeren Lot des Ecurie Normandie Pur Sang von Simon Springer. Was die vierjährige Havana-Gold-Tochter vorführte, war mehr oder weniger nur ein Arbeitsgalopp. Die Fuchsstute demonstrierte eindrucksvoll, dass sie in einer ganz anderen Straße wohnt als ihre heutigen Gegner, von denen ihr Trainingsgefährte Raihaan immerhin noch den zweiten Rang vor Tableforten erstritt. Der Zielrichter konstatierte übrigens einen hochüberlegenen 10-Längen-Erfolg, also einen veritablen Kantersieg. Und Trainer Marian Falk Weißmeier gab bekannt, dass Simon Springer die von Blanche Doree eingaloppierte Gewinnsumme sowie auch er seine Trainerprozente für den schwer verletzten Filip Minarik spenden werden.

Alles andere als ein Kantersieg war dagegen der Erfolg von Best of Heaven im 80 Jahre Bruce Hellier-Rennen. Aber knapp gewonnen ist eben auch gewonnen. Das dürfte sich auch die Familie Weidler aus Rheinland-Pfalz gesagt haben. Beim achtjährigen Wallach fungiert Vater Armin nämlich als Trainer, während Tochter Cornelia als Besitzerin zeichnet. Als Reiter trug jedoch kein Familienmitglied zum Gelingen bei, sondern war es Eduardo Pedroza, der mit dem Intense-Focus-Sohn zugleich seinen zweiten Treffer nach der langen Zwangspause hinbekam, dem ein paar Stunden später ja noch ein weiterer im Hauptrennen folgen sollte. Mit einem Halsvorteil vereitelte Best of Heaven einen schon nahezu eingetüteten Erfolg des früh vorne auszumachenden Russian Ranger, der kurz zuvor erst die lange angreifende Feuerblume und auch den gut endenden Dutch Devil abgewehrt hatte.

Auf Sand war Latino zwar bereits erfolgreich gewesen. Doch auf Gras wollte dem vierjährigen Wallach bis dato noch kein Volltreffer gelingen, obwohl es an guten Ansätzen keineswegs gemangelt hat. Im Preis vom Robert Schlüter Pferdeservice ist nun endlich auch der Knoten auf dem Grün geplatzt. Und das sogar leicht mit vier Längen, und zwar unter Michael Cadeddu und gegen die noch leicht grün wirkende Debütantin Groupie sowie Voodoo Spee. Übrigens zwei Gegnerinnen, die am Mülheimer Raffelberg zuhause sind. Der siegreiche Areion-Sohn Latino, der gleichzeitig den dritten Tagestreffer für seinen Vater markierte, wird hingegen in Düsseldorf von Ralf Rohne vorbereitet, obgleich seine Eigner Kölner sind und sich unter dem Dach des Stalles Colonia zusammengefunden haben.

Ausgleich II mit 17.000-Euro-Gesamtdotierung

Der hochdotierten Ausgleich II, immerhin winkten im Preis der Emil Stinshoff Pferdetransporte dem Sieger glatte 10.000 Euro, ging in die Niederlande an die Dutch Master Stables von Trainer Lucien van der Meulen. Allerdings war es aus dem dreifachen holländischen Aufgebot keineswegs der „angesagte“ Infamous Lawan, sondern der von Lukas Delozier gerittene Misty Birnam, der spektakulär zuschlug. Bei seinen letzten Engagements hatte er zwar nicht eben viel verraten, allerdings im Juni in einer ähnlichen Aufgabe schon einmal gefallen können. Bis der sprichwörtliche Sack zu war, musste der Anhang der 19:1-Chance allerdings noch eine kleine Ewigkeit zittern. Mit bloßem Auge war nämlich keineswegs auszumachen, wer gewonnen hatte, da der hartnäckige und sich nie geschlagen gebende Fair Hurricane nahezu deckungsgleich die Ziellinie mit Misty Birnam passierte.

Erst das Zielfoto dokumentierte dann dessen hauchdünnen Vorteil schwarz auf weiß. Das Glück der Niederländer vervollständigte noch Infamous Lawman als Dritter, und auch der Favorit Itman brachte sich zum Schluss unübersehbar zur Geltung und schnappte sich das vierte Geld. Keineswegs weit geschlagen, aber allesamt ohne echte Siegchance erreichten dahinter Bishapur, Maya und Reine des Fleurs das Ziel.

Unmittelbar darauf musste sich der Richter noch einmal des Zielfotos bedienen, um im Preis der Sport-Welt den Gewinner zwischen Stressless und Godeberge auszumachen. Und wieder war es nur eine Nase, die entscheidend war das Formpferd. Nimmt man die letzten Leistungen beider Kontrahenten zur Hand, so war der für Andreas Scheulen und Partner von Axel Kleinkorres trainierte und von Andreas Helfenbein gerittene Stressless von beiden das reelle Formpferd. Andererseits wiederum versuchte sich Godeberge hier und heute mal wieder in einem Ausgleich III und somit in einer tieferen Klasse als bei den meisten Starts zuvor. Knapp zwei Längen hinter den beiden Protagonisten zeigte sich zudem Nordic Oak in der Schlussphase von guter Seite und sicherte sich damit das dritte Geld vor Sea of Joy, bei der es an guten Momenten in keiner Weise gemangelt hat, doch am Ende verlieb ihr lediglich Rang vier vor Innis, die lange prominent mit dabei war, zum Schluss indes etwas abreißen lassen musste.

Als Doppelsieger verewigte sich nach dem Preis der Anhänger- und Fahrzeugbau Meierling, Hagen dann auch Trainer Axel Kleinkorres in der Renntagschronik. Seine Pflegebefohlene Aljondra sorgte dafür, eine Wiener-Walzer-Tochter im Besitz von Thomas Schmid, der die Vierjährige auch gezogen hat. Als sämtliche Weichen schon auf einen Erfolg Shadow Star gestellt schienen, flog die Stute unter René Piechulek förmlich wie auf Rollschuhen heran und zum Sieg. Schnell wurde auf dem letzten Wegstück darüber hinaus Napston, sodass der tapfere Shadow Star sich zu guter Letzt erst auf Platz drei wiederfand. Immerhin aber noch mit dreiviertel Länge vor Roil du Soleil, hinter dem sich dann eine kleine Lücke zum restlichen Feld auftat.

Doppelt Glück entwickelte Jockey Maxim Pecheur im Preis vom L.C. protective service Sicherheitsdienst, Hagen. Zum einen leistete sich der von ihm gerittene Opera Snow einen kleinen Stolperer und wäre fast zu Fall gekommen. Doch konnte er sich wieder aufrappeln und dann sogar noch gewinnen, womit das Gespann tatsächlich doppelt mit Fortuna im Bunde war und Maxim Pecheur dazu noch zu einem der heutigen Doppelsieger aufstieg. Nebenbei war es bereits der zweite diesjährige Erfolg des von Uwe Schwinn für Stall Andiamo B. betreuten Wallachs am Mülheimer Raffelberg. Mit jeweils viel Speed zogen Avorio und Holtby dahinter noch auf die Ränge zwei und drei, während Dynamite Star seine 62,5-Kilo-Bürde ganz ehrenwert bis auf Platz vier zu tragen vermochte.


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