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Filip Minarik über seine Asia-Wochen, Corona und den Neustart in Deutschland

Sayonara, Japan!

1. April 2020

Sayonara, Japan! Der in Deutschland tätige Jockey Filip Minarik hat erfolgreiche Wochen in Japan hinter sich. Am Dienstag absolvierte er in Nakayama seine letzten Ritte an dem fortgesetzten Renntag, der am Sonntag wegen Schneefalls abgebrochen worden war. Und beim Finale hatte er mit dem Pferd Empthy Chiar in einer 1.200 Meter-Prüfung noch ein Erfolgserlebnis.

Damit verabschiedete sich Minarik von Japan, wo er seit dem 5. Januar eine Lizenz hatte, die am 3. April endet. Zum dritten Mal in Folge seit 2018 stieg der 45-jährige nun während der Wintermonate im Land der aufgehenden Sonne in den Sattel. In einem Interview mit Deutscher Galopp berichtet Filip Minarik über seine Zeit in Japan. Er schickte seine Antworten hochprofessionell via Voicemails noch aus Japan, wo er derzeit auf seinen Rückflug nach Deutschland wartet.

Deutscher Galopp: 180 Ritte, 9 Siege, 13 Platzierungen – wie fällt Ihre persönliche Japan-Bilanz aus?

Filip Minarik: Ich bin durchaus zufrieden. Natürlich erhofft man sich manchmal ein bisschen mehr. Ich war nicht immer vom Glück verfolgt. Aber ich betrachte das trotzdem als Erfolg, in drei Monaten neun Rennen zu gewinnen. Wenn man für einen längeren Zeitraum nach Asien fährt, ist das Wichtigste, gesund nach Hause zu kommen und sich auch keine Sperren einzuhandeln. Es war jetzt mein siebter Winter-Aufenthalt in Asien. Ich bin immer gesund nach Hause gekommen.

Deutscher Galopp: Wie stark war die Konkurrenz?

Filip Minarik: Ich hatte hier im Januar vor allem mit Oisin Murphy zu kämpfen. Er hat schon mal acht Rennen an einem Wochenende gewonnen, da blieb für die anderen nicht mehr viel übrig. Und dann sind Yutaka Take, Christophe Lemaire und Mirco Demuro auf Dauer hier und sehr erfolgreich. Ich betrachte die chancenreichen Ritte und Siege als Geschenke. Ich durfte hier die japanische Gastfreundschaft drei Monate lang genießen.

Deutscher Galopp: Wie haben Sie die Coronavirus-Situation erlebt? Die Rennen fanden ja schon länger ohne Zuschauer statt.

Filip Minarik: Es gab für mich mehrere Corona-Phasen. Als ich im Januar angekommen bin, war das Thema hier ganz aktuell, und fast die ganze Welt sonst wusste nichts davon oder wollte nichts davon wissen. Die Leute liefen in Asien schon seit 15 Jahren mit Masken herum, ob das in Macao oder in Singapur war. Aber die Situation hat sich jetzt auch schlagartig verändert. Ich glaube, dass jetzt nach zwei Monaten Ruhe Corona auch hier einschlägt, durch die Japaner, die in Europa oder Amerika gelebt haben und nun aus Angst nach Hause zurückgeflogen sind.

Rennen sind seit einem Monat ohne Zuschauer. Das ist ein gewaltiger Unterschied, denn die japanischen Fans machen den Rennsport hier aus. Da fehlen an einem Sonntag 50.000 Zuschauer. Das kommt einem dann schon ganz anders vor.


Deutscher Galopp: Wie wurden die Jockeys in dieser Zeit geschützt?

Filip Minarik: In letzter Zeit gab es immer mehr Verbote, auch, was man in der Freizeit tun durfte. Bis vor kurzem war in Tokio alles erlaubt, man konnte ausgehen, die Restaurants sind geöffnet, aber die Jockeys durften schon seit zwei Wochen kaum mehr raus. Man muss sich so vorstellen, dass, wenn sich jemand von der Japan Racing Association anstecken und man die Rennen beenden müsste, viel Geld verloren gehen würde. In meinen Augen ist die JRA eine der wichtigsten Stützen der japanischen Wirtschaft.


Deutscher Galopp: Wie gehen Sie persönlich mit der Corona-Situation um?

Filip Minarik: Ich bin natürlich auch privat schon durch einige Corona-Phasen gegangen. Von komplettem Ignorieren am Anfang bis zu richtiger Angst zum Schluss. Junge Leute oder Menschen wie ich sterben vielleicht nicht daran, aber ich wollte auch nicht derjenige sein, der das Virus bekommt und die Rennen zum Stocken bringt. Denn da geht es um richtige Existenzen. Natürlich mache ich mir auch Sorgen um meine Zukunft und wie es mit dem Rennsport und der Wirtschaft in Deutschland weitergeht.

Deutscher Galopp: Wie unterscheidet sich generell das Leben eines Jockeys in Japan von dem in Deutschland?

Filip Minarik: Der Unterschied könnte nicht größer sein. Man arbeitet hier nur zweimal in der Woche oder wie ich nur einmal in der Woche, dann macht man nur schnelle Arbeiten, ungefähr 15 bis 20 Minuten auf dem Pferd. Den Rest der Woche hat man für sich. Das ist ganz easy, man möchte die Jockeys in der Arbeit nicht so oft auf den Pferden haben. Die Jockey-Quarantäne ist hier besonders „weltberühmt“, da man ab freitags abgeschirmt wird. Die japanischen Jockeys sind richtige Stars, so viel Fußballer bei uns.

Deutscher Galopp: Wer kümmerte sich um die Ritte?

Filip Minarik: Um wirklich alles kümmerte sich mein Agent. Das war fast schon wie bei einem Babysitter. Er war für mich während des ganzen Aufenthalts 24 Stunden am Tag verantwortlich. Es gab Tausende von Regeln, die er mir erklären musste. Und er hatte darauf zu schauen, dass ich sie beachte. Die Ritte besorgte ein Booking Agent, der für ihn arbeitet und von ihm bezahlt wird.

Autogramme und Fotos

Deutscher Galopp: Wird man auf der Straße erkannt und auf Tipps angesprochen?

Filip Minarik: Das ist so, als wenn ich in Deutschland in der Dritten Liga Fußball spielen würde. Ein- bis zweimal in der Woche wurde ich auf der Straße oder beim Einkaufen oder beim Essen angesprochen nach einem Autogramm oder Foto. Aber natürlich ist es bei den richtigen Superstars noch ganz anders. Ich war einmal mit Christophe Lemaire essen oder im Kino. Das ist dann, als wenn Manuel Neuer unterwegs wäre. Er wurde ständig angehalten und gefragt.

Deutscher Galopp: Wann werden Sie nach Deutschland kommen? Wie groß ist die Freude, Ihre Familie wiederzusehen?

Filip Minarik: Wann ich wieder in zu Hause sein werde, kann ich noch nicht beantworten. Natürlich vermisse ich meine Familie sehr. Eigentlich wäre am vergangenen Sonntag mein letzter Renntag gewesen und am Montag sollte der Flieger nach Hause gehen. Am Samstag hatten wir noch 20 Grad, und am Sonntag gab es nach dem dritten Rennen einen Schneesturm. Die Rennen wurden abgebrochen und auf Dienstag verlegt. Ich musste dann bis am Dienstag in der Jockey-Quarantäne in Nakayama ausharren. Zwischendurch war natürlich mein Flieger am Montag weg, es war bis jetzt das letzte Flugzeug nach Deutschland. Die Mittwoch- und die Donnerstags-Maschine wurde gecancelt. So wie es aussieht, komme ich hier vielleicht am Samstag weg, aber das ist noch nicht sicher.

Rückkehr als Tourist?

Deutscher Galopp: Werden Sie im nächsten Jahr wieder nach Japan zurückkehren?

Filip Minarik: Ich denke, dass das meine letzte japanische Lizenz war. Diese Lizenz ist natürlich eine Auszeichnung, die bekommt aus Deutschland nur der Champion. Da ich seit drei Jahren nicht mehr Champion war und das wahrscheinlich auch nicht mehr schaffen werde, war das wohl mein letzter Aufenthalt in Japan als Aktiver. Bei der aktuellen Corona-Lage ist schwer zu sagen, wann man wieder in Asien reiten oder allgemein reisen darf. Ich werde sicherlich, wenn es möglich ist, auch mal privat nach Japan zurückkehren. Ich liebe dieses Land und den Rennsport hier, habe viele Freunde da und unglaublich viele schöne Erinnerungen. Wenn es geht, komme ich hierhin zurück, wenn auch nur als Tourist.

Deutscher Galopp: Greifen Sie 2020 im Championatskampf in Deutschland an?

Filip Minarik: Der Championatskampf war für mich noch nie ein Thema, sondern nur ein Nebenprodukt. Meine Einstellung und Politik ist, überall hinzufahren und jede Chance wahrzunehmen. Ich liebe immer noch das Rennreiten und kann mir ein Leben ohne dieses nicht vorstellen. Aber Championat klingt aus meiner Sicht zur Zeit recht unrealistisch.

Deutscher Galopp: Was wäre Ihr Traum für diese Saison?

Filip Minarik: Ein Traum für diese Saison wäre erst einmal, dass sie bald losgeht und einigermaßen über die Bühne geht. Wenn man die klassischen Rennen so abhalten kann, wie man sich das vorstellt. Und dass die ganze Rennsportfamilie „Deutscher Galopp“ diese Situation existenzmäßig überlebt, dass wir daraus gestärkt hervorgehen und 2020/21 einen Neustart versuchen sowie das Beste daraus machen.

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