„Wenn Du keine überdurchschnittlichen Pferde im Stall hast, dann kannst Du auch keine Grupperennen gewinnen“, gab Trainerin Erika Mäder am Donnerstagnachmittag in Baden-Baden zu. Die Trainerin aus Krefeld hatte seit vielen Jahren kein Rennen der Top-Kategorie mehr gewinnen können, doch in der Badener Meile (Gruppe III, 55.000 Euro, 1.600 m) sollte diese Durststrecke nun enden.
Und dies völlig unerwartet – denn der sechsjährige Hengst Red Dubawi galt unter dem Franzosen Eddie Hardouin („Er war in Frankreich ein gutes Pferd, ging heute sehr relaxed“) als 258:10-Außenseiter. Doch das störte den Dubawi-Sohn nicht im geringsten. Genausowenig wie eine Pause seit dem World Cup Carnival in Dubai. Anschließend wechselte er wie sechs andere Pferde des kaukasischen Besitzers Zalim Bifov im Februar in den Mäder-Stall. „Wir waren im Kaukasus und haben und das Gestüt dort angeschaut. Das ist echt klasse und braucht keinen Vergleich zu scheuen“, berichtete Erika Mäder. „Wir waren schon sehr zuversichtlich heute. Man muss Red Dubawi nur entsprechend reiten, da er sehr heftig ist. Jetzt freuen wir uns erst einmal. Alls Weitere werden wir sehen.“
Glück war, dass nach einem Rennen aus der Reserve rund 250 Meter vor dem Ziel die alles entscheidende Lücke aufging, aus der sich der Außenseiter noch bequem freimachte. Eingangs der Geraden hatte Gereon die Spitze übernommen und lange standgehalten. „Ich hatte die Order dem Jockey überlassen und bin zufrieden. Wir gehen nun nach Hannover“, verriet sein Betreuer Christian Zschache. Zwischen Red Dubawi und Gereon schob sich mit großem Speed noch der Franzose Peace At Last, der enorm aufdrehte.
Nicht ganz nach vorne schaffte es an der Innenseite die Co-Favoritin Calyxa, erreichte Rang vier. „Wir hatten ihr vorne ein Eisen kleben müssen, da fühlte sie sich nicht ganz so wohl. Aber sie lief dennoch ordentlich“, bilanzierte Ferdinand Leve. Von dritter Position aus gab sich der favorisierte Engländer Ocean Tempest (mit Ersatzreiter Eduardo Pedroza) früh geschlagen. „Der Boden war nicht weich genug“, hieß es von seinem Team.
Zum verdienten ersten Sieg seiner Laufbahn kam der von Mario Hofer vorbereitete Kalahari Soldier (26:10, St. Hofer) im einleitenden 2.000 Meter-Rennen für den Derby-Jahrgang. Start-Ziel bestimmte der Co-Favorit souverän den Richterspruch vor dem Favoriten Nuri Bey sowie dem noch stark anpackenden Cro Easy. „Zuletzt in München hätte er schon gewonnen, wenn der Bügel nicht gerissen wäre. Wir steuern nun das Österreichische Derby in der Heimat seines Besitzers an. Er war mein erster Angestellter“, kommentierte Hofer.
Eine echte Spezialistin für diese Bahn ist die im Mitbesitz von Trainer Dr. Andreas Bolte trainierte Early Morning (76:10, F. Minarik), die sich im Ausgleich II über 2.400 Meter von zweiter Stelle nach hartem Kampf gegen die lange führende Bint Nayef und Angreifer durchsetzte. „Sie hatte sich nach dem Hannoveraner Sieg noch einmal gesteigert. Nun gehen wir in einen Ausgleich I oder ein Listenrennen“, versicherte Bolte.
Eine Riesenüberraschung gab es im 1.400 Meter-Dreijährigenrennen, denn der von Gerald Geisler vor Ort trainierte Danuvius (226:10, M. Suerland) hatte bisher noch nicht viel geboten, doch hier entwickelte er die größeren Reserven als der Favorit Zidar, während Molly Macho durch krasses Wegbrechen alle Chancen ließ und Dritter wurde.
Was für ein Finish, und das nach 2.800 Metern – im Ausgleich III, der Wettchance des Tages, kämpfte sich der von Wilfried Kujath aufgebotene Night Chaparral (89:10, A. Helfenbein) mit mächtigem Speed noch an der schon in Sicherheit geglaubten Mombasa vorbei. Saba Dancer und Boshoevenscarlet komplettierten die Viererwette, die 55.167:10 bezahlte.
„So gut war ich noch nie. Ich habe mein komplettes Training umgestellt“, erklärte Jockey Andreas Helfenbein, nachdem der Jockey im Ausgleich II über 1.400 Meter erneut einen Punkt markiert hatte – mit Stall Lintecs Lips Dancer (64:10), der seinem Frankfurter Treffer gleich einen weiteren folgen ließ. Aus dem Vordertreffen ließ er Vareze und Leoderprofi nach früher Attacke keine Chance. „Lips Dancer ist richtig gut drauf, er sieht klasse aus. Nun machen wir im Ausgleich I weiter“, erklärte Trainer Andreas Löwe.
Einen mehr als sehenswerten Start-Ziel-Triumph feierte Stall ABAs Nostrel (St. Hellyn, 77:10) im 2.400 Meter-Ausgleich III. Vorneweg ließ der Schützling von Axel Kleinkorres trotz einer Pause seit Januar gegen Coeur Link und Parigino überhaupt nichts anbrennen.
Zum Abschluss durfte auch Fußball-Manager Klaus Allofs (gemeinsam mit der Stiftung gestüt Fährhof) jubeln: Denn ihre dreijährige Stute Baraka (V. Schiergen) aus dem Quartier von Peter Schiergen rettete sich in einem 2.000 Meter-Ausgleich III hauchdünn vor Caufield, Glee und Elkantino ins Ziel.
Die einprägsame Stimme von Arnim Basche ist für immer verstummt. Nachdem er mit eiserner Disziplin länger gegen eine schwere Krankheit angekämpft hatte, traf ihn im vergangenen Jahr ein schwerer Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholen konnte. Im Alter von 86 Jahren ist er jetzt gestorben.
Vor kurzem wurde die Akademie Deutscher Galopp ins Leben gerufen. Patrick Bücheler hat für die Sport-Welt mit Jochen Stargardt, dessen Unternehmen StarConTra die Schulungen federführend organisieren wird, und Jan Pommer von Deutscher Galopp gesprochen. Stargardt ist im Rennsport zudem recht neu als Besitzer aktiv, wie er im Interview verraten hat.
„Was wird aus den Rennpferden, die schon in jungen Jahren die Trainingsställe verlassen? Die meisten finden neue Aufgaben, wobei sich ausgerechnet die Corona-Pandemie als hilfreich erweist.“
Die neue Marke Deutscher Galopp (ehemals GERMAN RACING) bildet die große Dachmarke, unter der spannende Pferderennen und stimmungsvolle Veranstaltungen auf den deutschen Rennbahnen stattfinden. Gleichzeitig fungiert die Marke als Oberbegriff für den Galopprennsport in Deutschland.