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Doppel-Disqualifikation im Preis von Europa

Vif Monsieur der lachende Dritte

Köln 22. September 2013

So etwas hat es in der Geschichte des 51 Jahre alten Preises von Europa wohl noch nie gegeben: In dem wichtigsten Galopprennen der Kölner Turf-Saison (Gruppe I, 155.000 Euro, 2.400 m) wurden die beiden Erstplatzierten (Meandre und Empoli) am Sonntag disqualifiziert, den mit 100.000 Euro honorierten Erfolg bekam nach Protest der Rennleitung der ursprüngliche Dritte Vif Monsieur zugesprochen.

Die Entscheidung wurde von den 16.000 Zuschauern sehr kontrovers diskutiert und war sportlich wenig befriedigend, aber sie entsprach den Statuten der Rennordnung, Die alles entscheidende Frage war, ob Earl of Tinsdal (ursprünglich Vierter) ohne die Behinderung auf einem der ersten drei Plätze eingekommen wäre.

In jedem Falle wurde der Schützling von Trainer Andreas Wöhler von dem Mitfavoriten Empoli (Adrie de Vries) rund 400 Meter vor dem Ziel gestört, als dessen Jockey Andrasch Starke sich Platz verschaffen wollte und es zu einer Berührung der beiden Pferde kam. Strittiger war, ob Meandre, der hier etwas nach innen trendierte, ebenfalls Earl of Tinsdal dabei ins Gehege kam.

Die Turf-Schiedsrichter sahen dies als erwiesen an und änderten die Reihenfolge komplett ab. So dass Meandre, der auf der Geraden den meisten Schwung entwickelt und den enorm stark anpackenden Empoli knapp in Schach gehalten hatte, ebenso wie sein Widersacher auf Rang drei bzw. vier zurückgestuft wurden.

Neuer Sieger wurde der an der Spitze lange standhaltende Dreijährige und 104:10-Außenseiter Vif Monsieur, der dem Belgier Frank Maria Van Gorp gehört, dem künftigen Schwiegervater des begischen Jockeys Koen Clijmans, der den bedeutendsten Treffer seiner Laufbahn feierte. Trainer des Doyen-Sohnes, der im Derby keine Rolle gespielt hatte, aber kürzlich mit einem Listen-Sieg auf sich aufmerksam gemacht hatte, ist Jens Hirschberger, der erst Ende 2012 die Nachfolge von Top-Trainer Uwe Ostmann an dessen Mülheimer Stall angetreten hatte.

Natürlich war auch Hirschberger überrascht von der Entwicklung: „In Baden-Baden hatte man uns einen Sieg wegen einer Behinderung weggenommen, daher ist das nun ausgleichende Gerechtigkeit. es war in jedem Falle eine tolle Leistung von Vif Monsieur, der immer weitergezogen ist. Vielleicht starten wir auch einmal in Frankreich, aber das ist noch offen.“
Earl of Tinsdal war natürlich durch die Behinderung gehandicapt, nun bekam er den Ehrenplatz am Grünen Tisch. „Er ist erst selbst etwas weggerutscht, dann wurde er angerempelt, und es kam zu einer Behinderung“, erklärte Trainer Andreas Wöhler, dessen zweiter Kandidat See The Rock ebenso wie Don Halling nie in die Partie fand.
Meandre traf das Verdikt der Rennleitung besonders hart, der Favorit fand sich somit auf Rang drei wieder. Wie zu hören war, will sein Team Berufung gegen diese Entscheidung einlegen. Empoli fand sich nun auf Rang vier wieder, er hatte selbst so wenig Platz, als er Earl of Tinsdal dann ins Gehege kam. Berlin Berlin war nie weiter vorne als auf Platz fünf. Seismos war abgemeldet worden und steuert nun das Canadian International in Toronto oder den Prix du Cadran in Paris an.

Die Form von Besitzertrainer Ferdinand Leve und seinem Stalljockey Lennart Hammer-Hansen ist weiterhin unübertroffen. Denn mit der dreijährigen Pivotal-Tochter Calyxa triumphierte dieses Team erwartungsgemäß zur Quote von 24:10 in der Excelsior Hotel Ernst Stuten-Meile (Listenrennen, 20.000 Euro, 1.600 m).

Von vierter Position aus verschaffte sich Calyxa auf der Geraden früh einen Vorteil, den sie mehr als locker verteidigte. „Im nächsten Jahr wird sie noch besser werden, und dann dürfte sie auf Strecken zwischen 1.800 und 2.000 Metern weiter zulegen. Sie bleibt 2013 im Rennstall. Eine Nennung hat sie noch in diesem Jahr, aber vielleicht geht sie direkt in die Winterpause.“ Als Glücksbringer hatte Ferdinand Leves Frau Janet wieder einen Ehering in die Mähne eingeflochten, der unmittelbar nach dem Rennen im Absattelring entfernt wurde.

Mit viel Schwung stieß Koffi Angel noch vor Julissima auf den Ehrenplatz vor. „Das war wieder eine Top-Leistung. In Baden-Baden war es für sie viel zu langsam gewesen“, versicherte ihr Betreuer Hans-Jürgen Gröschel. Narrika komplettierte die Viererwette, die 3.257:10 Euro bezahlte.

Eine Riesen-Überraschung gab es dagegen im Sauren Dachfonds Winterkönigin-Trial (20.000 Euro-Listenrennen, 1.500 m), denn ausgerechnet hier landete die Auenqueller Doyen-Tochter Oriental Magic (174:10, Stephen Hellyn war für den nicht angereisten Andrea Atzeni eingesprungen) ihren ersten Sieg.

Start-Ziel setzte sich die Außenseiterin rechtzeitig ab und wehrte die heranfliegende Feodora (Christiane Weil-Daßbach: „Die 100 Meter mehr im Preis der Winterkönigin werden ihr sehr entgegenkommen) ab. „In Baden-Baden war die Strecke zu kurz, aber zu Hause galoppierte sie wie die Feuerwehr. Leider hat sie keine Nennung im Preis der Winterkönigin. Wir werden nach einem anderen Rennen suchen“, signalisierte Oriental Magics Trainer Jens Hirschberger. Sehr gut lief auch die lange mitmischende Debütantin Longina als Dritte.

Eine der beeindruckendsten Vorstellungen eines Zweijährigen in der laufenden Saison gab der Görlsdorfer Sea The Moon (A. Helfenbein, 20:10) im einleitenden Rennen über die Meile. Trotz nicht optimalen Starts eroberte der erste siegreiche Nachkomme des Arc-Siegers Sea The Moon früh die Spitze und verabschiedete sich völlig souverän von der Konkurrenz. „Er ist mit Abstand mein bester Zweijähriger. Nun kommt der Winterfavorit oder das Ratibor-Rennen als nächstes Ziel in Frage“, erklärte Trainer Markus Klug. Gut genug verkaufte sich auch die Novellist-Halbschwester Ninfea als Zweite. „Ich denke, dass der Sieger zur Jahrgangsspitze gehört. Unsere Stute wurde nur mit Händen geritten“, kommentierte Besitzer Dr. Christoph Berglar.

Ihre Mutter Elle Danzig war eine der besten Stuten ihrer Zeit, mit dieser ist Elle Same noch nicht in einem Atemzug zu nennen, doch im Ausgleich III über 2.200 Meter landete die Lady den zweiten Karrieretreffer nach einer großen Energieleistung gegen die stets führende Aliana und den Favoriten Attalos. „Sie war in Baden-Baden in eine Rangelei verwickelt. Heute passte alles“, freute sich Trainer Peter Schiergen.

Mit Erlian (133:10) landete Trainer Peter Schiergen in einem Ausgleich IV über 1.850 Meter gleich noch einen weiteren Sieg, den man nicht unbedingt erwartet hatte. Doch die junge Malika Fehr stürmte mit dem Wallach an der Innenseite durch und wiederholte den Vorjahrestreffer gegen Antano, Dreamworks und Twain für die Stall Asterblüte GmbH. Die Viererwette wurde einmal getroffen, ein Wetter kassierte 10.000 Euro. „Er hat das Meiste allein gemacht, aber ich war auch nicht schlecht““, scherzte Erlians Reiterin.

Ein dramatisches Finish entwickelte sich im 20.000 Euro-Ausgleich II, als fast alle Teiinehmer Mitte der Zielgeraden noch Chance hatten. In einem hauchdünnen Finale schob der Schlenderhaner Szoff (36:10, Adrie de Vries) gerade noch den Kopf gegen Foreign Princess und Proud Citizen nach vorne.

Der hocherfolgreiche Ex-Trainer Harro Remmert wurde für seine Verdienste im Turf mit dem Silbernen Ehrenteller des Direktoriums ausgezeichnet.

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