Hasen sind und bleiben friedliebende Tiere. Aber am Sonntag, 9. Mai, schrieb ein „Hase“ Galoppsportgeschichte
Hasen sind und bleiben friedliebende Tiere. Aber am Sonntag, 9. Mai, schrieb ein „Hase“ Galoppsportgeschichte als ganz gefährlicher Vierbeiner: ein Hase mit dem ungewöhnlichen Namen „Eye of the Tiger“. Die Rede ist in Wirklichkeit von einem fünfjährigen Galopper. Im 75. Gerling-Preis in Köln wurde dieser als Pacemaker oder Tempomacher eingesetzt. Jens Hirschberger, der Trainer des deutschen Topgaloppers Getaway hatte sich Sorgen gemacht, ob das Rennen mit seinem kleinen Feld genügend Tempo für seinen Crack ergeben würde. Deshalb entschied er sich kurzfristig zur Nachnominierung eines Starters, der in Front Tempo garantieren sollte. In der Leichtathletik und anderen Sportarten werden solche Tempomacher gerne als Hasen bezeichnet.Hier fiel die Rolle Eye of the Tiger zu, einem Hengst von erwiesenermaßen guter Rennklasse, der bisher aber noch nicht in Spitzenrennen unterwegs gewesen war, sondern an diese eigentlich erst schrittweise herangeführt werden sollte. Aber soviel ist klar: „Wenn eine solche Taktik gelingen soll“, so Hirschberger, „dann muß man dafür schon ein Pferd von einer gewissen Qualität einsetzen, sonst wird es von den Jockeys der anderen Pferde nicht ernstgenommen und das Feld geht nicht direkt hinter ihm her.“ So fiel Hirschbergers Wahl nach einigem Überlegen auf Eye of the Tiger.Das Verrückte war: Am Ende schnitt der Hase besser ab, als derjenige, dem er dienen sollte. Eye of the Tiger konnte bis zum Ziel einen Vorsprung von einem „kurzen Kopf“, einigen Zentimetern halten. Als Jahresdebutant Getaway, den Adrie de Vries überraschenderweise im Rennverlauf auf dem letzten Platz hielt, eingangs der Zielgeraden in vermeintlicher Siegerhaltung außen am Feld vorbeimarschierte, flachte sein Schwung nach einer gewissen Strecke etwas ab und er kam an das Führpferd nicht mehr heran, blieb Zweiter. Damit wurde etwas nur schwer Vorstellbares wahr, denn in voller Kondition dürfte Getaway nicht die geringsten Schwierigkeiten mit Eye of the Tiger haben, obwohl man diesem zugestehen muß, daß er viel Steigerungspotential hat. Dritte wurde, Längen zurück, die vierjährige Stute Norderney. Alle anderen hatten nie eine Chance auf einen der ersten Plätze.„Im vergangenen Jahr war es auch so, daß Getaway nicht beim ersten Jahresstart voll da war und erst einen Anlauf brauchte“, kommentierte Trainer Hirschberger den ungewöhnlichen Stalleinlauf der beiden Pferde von Besitzer Georg Baron von Ullmann. Daß ein Tempomacher das Rennen für sich selbst entscheiden kann, kommt außerordentlich selten vor. In einem großen deutschen Rennen ist es seit 25 Jahren (Al Mundhir im Großen Preis der Gelsenkirchener Wirtschaft) nicht mehr vorgekommen. Aber so ist es nun einmal, bei Pferderennen und auch sonst im Leben: Das Spezielle am Unwahrscheinlichen ist, daß es eben nicht unmöglich ist, sondern manchmal tatsächlich eintritt. Und dann gewinnt der Hase.
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